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Heinrich Heine: Ueber den Denunzianten Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons

verlor am Ende ganz und gar die Schreiblust, trat ans Fenster, und betrachtete die weißen Wolken, die eben, wie ein Leichenzug, am nächtlichen Himmel dahinziehen. Eine dieser melancholischen Wolken scheint mir so bekannt, und reizt mich unaufhörlich zum Nachsinnen: wann und wo ich dergleichen Luftbildung schon früher einmal gesehen? Ich glaube endlich es war in Norddeutschland, vor sechs Jahren kurz nach der Juliusrevoluzion, an jenem schmerzlichen Abend wo ich auf immer Abschied nahm von dem treuesten Waffenbruder, von dem uneigennützigsten Freunde der Menschheit. Wohl kannte er das trübe Verhängniß, dem jeder von uns entgegenging. Als er mir zum letzten mahle die Hand drückte, hub er die Augen gen Himmel, betrachtete lange jene Wolke, deren kummervolles Ebenbild mich jetzt so trübe stimmt, und wehmüthigen Tones sprach er: „Nur die schlechten und die ordinairen Naturen finden ihren Gewinn bey einer Revoluzion. Schlimmsten Falles, wenn

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Heinrich Heine: Ueber den Denunzianten Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hoffmann und Campe, Hamburg 1837, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_den_Denunzianten-Heine.djvu/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)