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Freie Kunst.


Singe, wem Gesang gegeben,
In dem deutschen Dichterwald!
Das ist Freude, das ist Leben,
Wenn’s von allen Zweigen schallt.

5
Nicht an wenig stolze Namen

Ist die Liederkunst gebannt;
Ausgestreuet ist der Samen
Ueber alles deutsche Land.

Deines vollen Herzens Triebe,

10
Gib sie keck im Klange frei!

Säuselnd wandle deine Liebe,
Donnernd uns dein Zorn vorbei!

Singst du nicht dein ganzes Leben,
Sing doch in der Jugend Drang!

15
Nur im Blüthenmond erheben

Nachtigallen ihren Sang.

Kann man’s nicht in Bücher binden,
Was die Stunden dir verleihn:
Gib ein fliegend Blatt den Winden,

20
Muntre Jugend hascht es ein.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 058. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0058.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)