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Wir sind nicht mehr am ersten Glas,
Drum denken wir gern an dies und das,

25
Was rauschet und was brauset.


So denken wir an die wilde Schlacht,
Da fechten die deutschen Männer,
Das Schwerdt erklirrt, die Lanze kracht,
Es schnauben die muth’gen Renner.

30
Mit Trommelwirbel, Trommetenschall,

So zieht das Heer zum Sturme;
Hin stürzet von Kanonenknall
Die Mauer sammt dem Thurme.

Wir sind nicht mehr am ersten Glas,

35
Drum denken wir gern an dies und das,

Was rauschet und was brauset.

So denken wir an den jüngsten Tag,
Und hören Posaunen schallen,
Die Gräber springen von Donnerschlag,

40
Die Sterne vom Himmel fallen.

Es braust die offne Höllenkluft
Mit wildem Flammenmeere,
Und oben in der goldnen Luft,
Da jauchzen die sel’gen Chöre.

45
Wir sind nicht mehr am ersten Glas,

Drum denken wir gern an dies und das,
Was rauschet und was brauset.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 075. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)