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Drei Fräulein.


1.

Drei Fräulein sahn vom Schlosse
Hinab in’s tiefe Thal.
Ihr Vater kam zu Rosse,
Er trug ein Kleid von Stahl.

5
„Willkomm, Herr Vater, Gottwillkomm!

Was bringst du deinen Kindern?
Wir waren alle fromm.“

„Mein Kind im gelben Kleide!
Heut hab’ ich dein gedacht.

10
Der Schmuck ist deine Freude,

Dein Liebstes ist die Pracht.
Von rothem Gold die Kette hier
Nahm ich dem stolzen Ritter,
Gab ihm den Tod dafür.“

15
Das Fräulein schnell die Kette

Um ihren Nacken band.
Sie ging hinab zur Stätte,
Da sie den Todten fand.
„Du liegst am Wege, wie ein Dieb,

20
Und bist ein edler Ritter,

Und bist mein feines Lieb.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)