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Pedipalpen; das letzte Beinpaar war noch nicht zum Schwimmfuß umgebildet und auch nicht besonders verlängert. Es waren 5 bewegliche, kiementragende Sternite (Blattfüße) vorhanden.

Man vergleiche den Stammbaum bei Clarke und Ruedemann, 1912, p. 124, der in vielem diesem Stammbaum zugrunde liegt.

Es bedeuten: 1 Umbildung des letzten Beines zum Schwimmfuß; 2 Telson etwas verbreitert, flach, als Schwanzflosse dienend; Augen facettiert; 3 Differenzierung des Postabdomen wird undeutlich; Vergrößerung der Cheliceren; 4 Telson als typische Flosse; Cheliceren sehr lang (Pterygotus-Gruppe); 5 Augen auf den Rücken verlagert, glattbleibend; Telson gestreckt, stachelförmig; das Schwimmbein wird sehr kräftig und lang, die Differenzierung des Postabdomen wird undeutlich (Eurypterus-Gruppe); 6 Augen auf den Rücken verlagert, glatt bleibend; Telson gestreckt, stachelförmig; ohne Schwimmbein; die Beine verlängert, besonders die hinteren; 7 die beiden vorderen Beinpaare als Schwimmbeine differenziert (Stylonurus-Gruppe): die von Clarke u. Ruedemann vermutete Verwandtschaft der Stylonurus-Gruppe mit primitiven Eurypteriden (Onychopterus) und mit Dolichopterus ist durch eine punktierte Linie angedeutet; 8 Verkürzung des Postabdomen; Augen auf dem Rücken verlagert; Telson gerade, stachelförmig (Xiphosura).


Sehr frühzeitig spalteten sich von dem zu den Gigantostraken führenden Stamm die Xiphosura ab. Diese bilden eine Entwicklungsreihe, die gekennzeichnet ist durch eine, in Anpassung an eine wühlende Lebensweise stattfindende Verkürzung des Abdomens, unter Verschmelzung bezw. Rückbildung von Segmenten; dabei blieb die Differenzierung eines schlanken Postabdomen zunächst noch erhalten. Zweifellos sind die Xiphosura mit den Gigantostraken nahe verwandt, und es ist nicht wahrscheinlich, daß sie sich etwa getrennt aus Skorpioniden entwickelt hätten. Wohl weist das Auftreten von 6 Blattfüßen bei Limulus statt 5 bei Gigantostraken auf eine frühe Abtrennung, und dafür spricht auch der Umstand, daß die Gliedmaßen, auch die Pedipalpen, bei Limulus im allgemeinen denen der Skorpioniden ähnlicher geblieben sind, sowie das Auftreten der eigentümlichen Chilaria bei Limulus. Aber die Verlagerung des Mundes, die Ausbildung der Kauplatten mit Epicoxalgliedern dürften wegen der auffallenden Übereinstimmung in Einzelheiten gemeinsam erworben sein; ebenso wohl die Umbildung von Sterniten zu Blattfüßen und der Buchtracheen zu Kiemen, so daß schließlich die Xiphosura doch von Gigantostraken, wenn auch von sehr primitiven und skorpionidenähnlichen, abgeleitet werden dürfen[1]. Die Xiphosura


  1. Der Darmkanal der Xiphosura und Gigantostraken war sehr ähnlich; vergl. Ruedemann, 1921.
Empfohlene Zitierweise:
Jan Versluys: Die Abstammung und Differenzierung der Gigantostraken. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Versluys_Abstammung_und_Differenzierung_Gigantostraken.djvu/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)