Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 063.jpg

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Schmiedeknecht aus und bat – weil er ermüdet und es fast spät bei Nacht sey – höflich um ein Nachtquartier. Da nun damals die Polizei weniger wachsame Augen als gegenwärtig hatte, so wurde sein Begehren erfüllt und er noch obendrein mit Speis’ und Trank erquickt.

Etwas wunderbar kam nun wohl freilich der Fremde dem ehrlichen Schmid vor, und hätte er die eigenen Augen oder Nasen von Paßexpedienten[WS 1] besessen, so würde er in seinem Gaste wenigstens einen ausgewanderten Polen erblickt, oder einen irrenden Demagogen gewittert haben; denn sein schwarzes Barett mit der goldenen Kante und der rothen Feder würde gewiß einen Teutonen, das krause, schwarze Haar und der struppige Bart, einen Burschen das spitze Kinn und die durchstechenden, schwarzen Augen einen göttinger Relegirten und der hinkende linke Fuß einen aus Frankfurt am Main Entsprungenen, verrathen haben. Es wurde natürlicher Weise vom Handwerke gesprochen, und obwohl der Fremde kein empfehlendes Aeußere hatte, so war doch um so anziehender sein Gespräch, welches einen Mann von Gewandtheit und Weltkenntniß, so wie einen seinem Fache vollkommen Gewachsenen, verrieth. Dieses nun erweckte des ehrlichen Meisters Zutrauen, so, daß er dem Wanderer seine Verlegenheit entdeckte.

„Je!– sprach der Unbekannte – das ist ja Spaß; es passiren Einem manchmal dergleichen Abenteuer, und wer weiß, guter Meister! wer euch, als geschicktem Mann, – die gemeiniglich die meisten Neider und Feinde haben, – irgend einen hämischen Streich gespielt hat; doch dafür wissen Leute meines Schlages schon Rath und That –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Paßexpedient: zur Wortbedeutung vergleiche die Einträge zu Expedient im Wikiwörterbuch Wiktionary und der Wikipedia