Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 081.jpg

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XXII. Die Erscheinung.

Noch vor einigen sechszig Jahren bemerkte man unter der gräfl. v. gersdorf’schen Gemäldesammlung zu Baruth bei Budissin, ein großes – wenn gleich nicht von dem Pinsel eines Sylvester oder Alexander Thiele, doch nicht von einem Stümper in der Kunst gefertigtes – Tableau, welches folgenden Gegenstand vorstellte:

Eine Gesellschaft Damen und Herren im Kostüm des siebenzehenten Jahrhunderts saß um eine mit Speisen reich besetzte Tafel, auf welche das etwa Mangelnde oder Erschöpfte durch geschäftige Diener aufgetragen oder ersetzt wurde. Den ersten Platz an der Tafel rechts neben einem vornehmen Herrn und links, neben einer Dame – wahrscheinlich Wirth und Wirthin – nahm ein anderes, in aschfarbenen Atlas gekleidetes – den Jahren nach eine angehende Dreißigerin – Frauenzimmer, mit reichem kostbarem Schmuck, ein, (dessen Gesicht man nur zur Hälfte sah) ihren freudig erschrocknem Blick auf einen, über deren Stuhl sich beugenden, kräftig schönen Mann, mit sommerverbranntem Gesicht in – nach damaliger Zeit gewöhnlicher – österreichischer Kriegertracht heftend. Darüber nun meldete der damalige Kastellan, (ein alter Heiducke des Grafen Nikolaus von Gersdorf) Namens Nicke, Folgendes:

Im Jahre 1683 besuchte eine Gräfin Truchses ihre Freundin, die Frau von Gersdorf, um das Ende des Sommers bei ihr in Baruth zuzubringen. Ersterer Gemahl, ein nicht unbedeutender Offizier im österreichischen Heere, befand sich im Feldzuge gegen die Türken.