Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 105.jpg

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In der Johannisnacht nämlich – wo so manche Kräfte dem Geheimnißkenner zu Gebote stehen, und wo so Manches dem, der es kennt, möglich wird – entblüht der Spitze jenes nackten Felsens – doch auf weit kürzere Zeit, als der cactus grandiflorus – eine schöne, wundervolle Blume, dergleichen wohl nirgends in der Welt irgend die Natur, oder ein Treib- oder Gewächshaus aufweisen kann. Kurz dauernd, – wie alles Schöne, Große und Gute auf der Erde – ist ihre Blüthenzeit; dann schließt sich die Dolde, und Stengel, wie Blätter, sinken in das kalte steinerne Grab. Der Glückliche, welcher den Augenblick ihres Blühens sieht und nur mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand sich gegen sie bewegt, macht sich dadurch zum Besitzer dieses Schatzes.


XXXVII. Feensmännel – Heinchen –

Feen – mit diesem Namen bezeichnet man wohlthätige, weibliche Geschöpfe von geistiger Natur; ihre Männer heißen Feensmännchen, welche ebenfalls wohlthätiger Natur waren. Sie bewohnten den Feensmännelberg (nicht Venusberg) einen zwar nicht hohen, aber von zwei Seiten sehr steilen Berg bei Ostritz am östlichen Ufer der Neisse. Sie besuchten fleißig die Menschen, waren den Betriebsamen und Aemsigen unter ihnen hold, standen ihnen treulich in ihren häuslichen Arbeiten bei, vorzüglich halfen sie ihnen spinnen und nähen, wo sich dann unter ihren Händen die Arbeit, Ertrag und Gewinn mehrte und wohl gerieth. Bei Einführung der Glocken zogen sie fort und versprachen Rückkehr bei bessern Zeiten. Aber sie sind