Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 115.jpg

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Maria, ein gutgeartetes Mädchen, wurde von ihren in Brauna kümmerlich lebenden Aeltern im J. 1600 am Tage Petri Paul ausgeschickt, um abgestandenes Holz und Strauchwerk zu lesen. Es war grimmig kalt und der Frost rieth dem guten Kinde sich zu sputen und an eine baldige Nachhausekehr zu denken. Beladen mit keiner leichten Last, keuchte es daher mühsam den gefrorenen Weg fort, als plötzlich ein furchtbares Wehwetter, so daß man kein Auge zu öffnen vermochte, eintrat. Schon dunkelte es und kein freundlicher Stern äugelte vom umwölkten Himmel der vom rechten Wege Abgekommenen, doch sahe sie in der Ferne des genannten Berges ein Licht schimmern, auf welches sie – ein Obdach vermuthend – hinzuging. Am Fuße der Höhe begegnete ihr ein weißes Männchen, welches sie freundlich grüßte und nach der Last, die sie trüge, fragte.

Da man zu jener Zeit weder von gestrengen Weidmännern, noch von Paschern oder Accisoffizianten u. dergl. etwas wußte, so nannte sie ungescheut ihr Bürde, worauf das kleine Männchen ihr großmüthig befahl, sich derselben zu entledigen und mit ihm zu kommen, wo er ihr dann etwas Besseres, als Holz geben würde. Sie gehorsamte, bis auf das Entleeren des Korbes und erkletterte mühsam den Berg, wo sie bei des Feuers Glanz, welches den Fels erleuchtete, gewahrte, wie aus einer Oeffnung desselben verschiedene Silbermünzen heraussprangen. Da sprach das Männchen, ihr den Korb ausschüttelnd: „Hier fülle dir deinen Korb mit Silber, wofür du dir Holz nach Gefallen kaufen kannst!“