Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 116.jpg

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Allein das Mädchen war zu bestürzt, da es sich nicht erklären konnte, wie das Geld an diesen Ort – wo sie oft Holz gesucht, aber nie Gold gefunden hatte – käme, und ungewiß, ob der Däumling von guter oder böser Art sey, fürchtete es sich und weinte bitterlich. Aber das Männchen suchte es zu beschwichtigen, redete freundlich mit ihr und sprach: „Nimm, nimm, ohne Furcht, denn du bist fromm und gut;“ füllte den Korb mit Münzen, half ihr denselben auf den Rücken und geleitete es bis vor ihrer Aeltern Thüre, wo es verschwand. Das Mädchen erzählte den Sachverlauf den um sie bekümmert Gewesenen. Bald hatte sich das Gerücht im ganzen Dorfe verbreitet, und die gewinnsüchtigen Bauern mit Hacken und andern Werkzeugen in den Busch, um nachzugraben, gelockt. Allein vergebens war ihr Bemühen und ermattet von des Tages Arbeit kehrten sie Abends mit leeren Händen nach Hause. Auf einigen von dem Mädchen mitgebrachten Münzen befand sich, nach der Erzählung, das Bildniß der Gottesmutter, auf andern ein auf einem Stuhle sitzender Bischof, auf andern Mönchsschrift, oder griechische, lateinische oder hebräische Buchstaben, und soll der verstorbene Graf von Geiersberg auf Brauna noch welche davon besessen haben.[1]


XLVII. Mönch und Nonne.

Geht man zum Hauptthore des Schlosses Ortenburg in Budissin hinein, so erblickt man linker Hand in der Höhe


  1. Eine, dieser ganz ähnliche, Geschichte soll sich im Braunschweigischen zugetragen haben.