Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 155.jpg

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Tröstliches fand, daher sie Muth faßte und rief: „Wo bin ich, wer rettet mich aus dieser Finsterniß?“

„Ich will es thun, wenn Du mir traust!“ antwortete in liebevollem Tone die Alte. „Doch sage mir, wer Du bist?“

„Ich heiße Agnes und bin des Polenkönigs Tochter, der mich zu seinem Vetter, dem König von Böhmerland sandte, um dessen Sohn, meinen Bräutigam, zu schauen; da nun, unweit von hier, die Reissige eine fette Trift und frisches Wasser fanden, stiegen sie ab, die Pferde zu weiden und zu tränken, ich – pflückte Blumen. Während dessen hatten sich Jene im Trunk übernommen, da ergriffen mich zwei wilde Männer und brachten mich hierher. Erlöse mich, meine Aeltern werden Dir’s wohl vergelten. Ich folge blindlings, weil ich Dir traue!“ „Nun so nimm – ergriff die Alte das Wort – diese Scheere, schneide mit selbiger eine Locke Dir vom Haupte und den Saum Deines Schleiers, nimm den Schuh Deines linken Fußes, stärke Dich mit Speis’ und Trank und harre meiner morgen zur Mitternachtsstunde.“

Drauf steckte Margarethe die Scheere durch’s Eisengitter. Agnes that, wie ihr war befohlen worden, worauf denn die Alte – da sie draußen Hufschlag vernahm – mit den Worten: „Traue und hoffe!“ sich eiligst wegbegab.

„Das war ein Fleischerritt!“ schnaubte Joseph, „den Burschen hat eine Unpäßlichkeit von nicht großer Bedeutung angewandelt, doch muß er morgen – wie mich meine Späher versichert – durch die Gegend und entgeht dann der Falle nicht, und wenn wir auch noch so lange warten