Mal freundlich gegen die arme Doktorin zu sein, – „das Eis taut uns ja unter den Füßen, und dort, neben den Weiden“ – er deutete auf eine Stelle an der Südseite des Teichs –, „dort kracht es ganz abscheulich, man darf sich da gar nicht mehr hinwagen. Es ist heute entschieden unser letzter Tag. Schade, – es geht nichts über das Schleifen!“ Mit einer kühnen Wendung beschrieb er einen weitläufigen und verwickelten Schnörkel auf der Eisdecke, um dann plötzlich wieder vor der Doktorin, zu deren Verblüffung und Zerstreuung er sich angestrengt hatte, stehen zu bleiben.
„Ich bin auch immer sehr gerne Schlittschuh gelaufen,“ sagte die Doktorin.
„Schade, daß Sie es aufgegeben haben, gnädige Frau,“ rief jetzt eine Stimme, bei deren Klang nicht nur die Doktorin, sondern auch Bärenburg und der Oberst zusammenschraken. Es war die Stimme Swoyschins. Bärenburg und der Oberst fanden es ganz in der Ordnung, daß er der unglücklichen Frau zum Schluß ein paar tröstliche Huldigungen bieten wolle. Sie zogen sich zurück, um ihm freieres Spiel zu gönnen.
Die Situation war in jedem Fall linkisch für ihn; wenn er sich beobachtet gefühlt hätte, wäre ihm jeder Schatten von Unbefangenheit geschwunden.
„Also schon bald verlassen Sie uns?“ begann er, als sie allein waren.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/078&oldid=- (Version vom 1.8.2018)