Seite:Vollmondzauber.djvu/119

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vermochte er nicht, sie zu veranlassen, das Thema zu berühren. Swoyschin verhielt sich stumm.

Endlich hatten sie den Kirchhof erreicht. Er ragte, von niedrigen Mauern umfaßt, aus den grünen Wiesen auf, die sich zu Füßen des Hügels ausbreiteten, den das Schloß krönte und an dem der Park herunterlief.

Emma schob das eiserne Thürchen auf, das rostig in seinen Angeln hin. „Gina … Gina!“ rief sie in den Friedhof hinein.

Zufällig streifte der Oberst seinen Adjutanten mit dem Blick – er wunderte sich über den unruhigen, gespannten Ausdruck, den er auf dem Gesicht des jungen Mannes wahrnahm. Plötzlich schrak Zdenko auffällig zusammen.

Auf einem Grabhügel, leicht gegen ein Kreuz gelehnt, den Kopf über ein Buch, das auf ihren Knieen ruhte, gebeugt, saß ein blasses Mädchen. Ihr biegsamer Körper beschrieb eine komplizierte und doch wieder stilvolle Linie, die an gewisse englische Bilder erinnerte – aus der Schule von Rossetti und Burne Jones. Auch ihr Kleid, das in einfachen geraden Falten um ihre Glieder floß, erinnerte an jene Bilder. Es war von matter blaßlila Farbe.

Ein Kranz von Frühlingsblumen schmückte das eiserne Kreuz zu Häupten des Grabes, auf welchem sie saß, und eine sehr alte Trauerweide, die hinter

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Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/119&oldid=- (Version vom 1.8.2018)