„Ach, ob ich es laut sage oder nicht,“ murmelte der Oberst finster, „das wird nichts an der Sache ändern. Rächen wird sich das Unheil, welches er immer wieder heraufbeschwört, an ihm doch früher oder später – und dann fürchterlich.“
„Sie meinen, der ‚Kommandeur‘ bleibt nicht aus,“ sagte Bärenburg, „vielleicht haben Sie recht. Und es ist doch so schrecklich schade! Komisch, daß ich Ihnen gegenüber den Zdenko verteidigen muß, Herr Oberst. Sie sind eben ein wenig enttäuscht. Ich kenn’ ihn schon länger und weiß, was ich von ihm zu erwarten habe. Sie haben nur von den zwei traurigen Fällen gehört, Lydia Böckel und der Doktorin; nun, ich könnte Ihnen noch eine ganze Reihe von Liebeleien Zdenkos aufzählen, die, wenn nicht alle mit dem Tod, doch alle tragisch geendet haben.“
„Und da ist er noch nicht kuriert!“ brummte der Oberst.
„Den wird nichts kurieren,“ behauptete Bärenburg. „Wie soll den etwas kurieren, da er sich nie einer bösen Absicht bewußt wird. Er ist nun einmal mit einer wunderbaren Fähigkeit geboren, dem Instrument der weiblichen Seele Töne zu entlocken, die diesem Instrument kein andrer zu entlocken versteht. Er spielt auf dem Instrument als Künstler allerersten Rangs. Eine solche Fähigkeit läßt sich nicht unterdrücken. Ich bitte, stellen Sie sich das vor:
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)