Gina lächelte und fuhr fort, kabbalistische Zeichen in den Sand zu zeichnen.
Die andern spielten alle Lawn Tennis bis zur Bewußtlosigkeit. Dem Obersten, der von einer kleinen Estrade aus als „Unparteiischer“ das Spiel beobachtete, drehte sich bereits der Kopf vor lauter „thirty, forty, out“, die er gewissenhaft notierte.
Die Baronin Forstheim spielte am besten, sie wurde von den übertragenen Zriny-Komtessen ein wenig über die Achsel angesehen, weil ihre Ahnen nicht bis ins zwölfte Jahrhundert zurückreichten, und rächte sich an ihnen dadurch, daß sie ihnen den ersten Preis vor der Nase weggewann.
„Sie spielt charmant, famos, die Forstheim, ganz famos!“ erklärte die Gräfin Ronitz, die sich mit den Forstheims angefreundet hatte. „Sie spielt am besten von euch allen!“
„Sie hat’s auch nötig,“ erklärte Minny Zriny kurz, bündig und treffend mit ihrer in ganz Österreich bekannten Impertinenz. Sie war stolz auf diese Impertinenz wie auf ein Talent und kultivierte sie mit Sorgfalt. Auch mußte man gestehen, daß sie es darin zu einer anerkennenswerten Künstlerschaft gebracht hatte.
Die Gräfin Ronitz blieb die Antwort nicht schuldig: „Na ja, ihr braucht euch nicht anzustrengen, ihr ruht halt wieder einmal auf den Lorbeeren aus, die
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)