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Seite:Vollmondzauber.djvu/182

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trabten sie querfeldein über eine Wiese, in welche die Hufe der Pferde lautlos versanken. In seine Gedanken vertieft, blickte der Oberst weder nach rechts noch links, als sein Pferd plötzlich einen so heftigen Satz machte, daß es ihn fast aus dem Sattel hob.

Aufblickend merkte er, daß er sich mit Swoyschin neben dem Kirchhofe befand, auf dem sie Gina Ginori zum erstenmal gesehen hatten.

Swoyschin hatte sein Pferd angehalten. „Was haben Sie denn?“ fragte, seinem Beispiel folgend, der Oberst.

„Sehen Sie dort!“ Und Swoyschin streckte die Hand nach dem Kirchhof aus.

Es war gerade vier Wochen nach dem Tennisturnier. Der Mond stand hoch am Himmel, von leichtschillernden Wolken umzogen. Silberne Nebeldünste hingen in der feuchten Luft, zogen sich den Boden entlang, schlangen sich in phantastischen Windungen um die weißen Grabsteine und schwarzen Kreuze, um die Lebensbäume und Trauerweiden des Friedhofs.

Gespannt blinzelte der Oberst durch die feuchten, schillernden Schleier. Erst sah er nur etwas Weißes zwischen den lang herabhängenden Ästen der Trauerweiden schimmern, dann trat’s aus dem verhüllenden, fahlen Grün hervor. Das Blut erstarrte ihm in den Adern.

Empfohlene Zitierweise:
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/182&oldid=- (Version vom 1.8.2018)