Freitreppen und Galerieen versehenen Häuschen und frischen Mädchengesichtern hinter mattblinkenden Fensterscheiben.
Aus dem Dorfe heraus ritten die Dragoner über eine steinerne Brücke, an deren einem Ende eine „heilige Johannes“-Statue stand mit einem Kreuz im Arm und einem welken Blumenkranz auf dem Kopf.
Die Brücke war schmal. Plötzlich kam das ganze Regiment ins Stocken. Das Pferd Swoyschins wollte nicht vom Fleck. Es stellte sich auf die Hinterbeine und drehte sich wie ein Kreisel; man glaubte, es sei ganz unmöglich, daß er sich darauf behaupte. Endlich war er damit fertig geworden. Aber nun stand das Pferd still wie hypnotisiert; der Oberst merkte, daß Pferd und Reiter nach derselben Stelle hinsahen. Swoyschins Atem kam schwer. „Herr Oberst, sehen Sie nichts?“ stöhnte er.
„Nichts!“
Swoyschin biß die Zähne aufeinander.
Die Dämmerung verschwebte wie dünner Rauch, bläulich, silbern sah man sie in einem langen Streifen über die Wiese hinschleichen, auf welche die Brücke hinausmündete.
Groß und rot schien jetzt die Sonne über den flachen, grünen Horizont, die ganze Erde schimmerte verklärt, wie mit Gold übergossen; dann war der Tag gekommen, alles teilte sich nüchtern in Licht und Schatten.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/220&oldid=- (Version vom 1.8.2018)