Swoyschin stieß ein hartes, unangenehmes Lachen aus. „Was es war?“ rief er. „Sie ist mir entgegengekommen, sie! … Das war alles. Sie duckte sich erst zwischen den Weiden, dann schwebte sie hin über die Wiese, sie schwebte hin über die gelben und lila Kelche, und ihre Füße waren leicht und verbogen keinen Grashalm, aber die Blumen, über die sie hinwegschwebte, welkten, von einem Augenblick zum andern welkten sie, als ob sie ein Reif gestreift hätte. Ich sah es genau, und plötzlich hörte ich ein leises, grausames Lachen – sie stand vor meinem Pferde und streckte die Arme nach mir aus. Sie war in dem schwarzen Mantel, und man konnte nur ihre gierigen Augen sehen, – aber ich weiß, daß sie es war.“
Er stützte den Ellbogen auf den Tisch und ließ den Kopf schwer in die Hand fallen.
„Mensch! Ihre Nerven sind krank! Sobald die Manöver beendigt sind, müssen Sie die unsinnige Verlobung lösen und etwas für Ihre Gesundheit thun, damit Sie wieder auf andre Gedanken kommen,“ erklärte der Oberst.
„Lösen? – wie soll ich die Verlobung lösen? Sie gibt mich ja doch nicht mehr frei,“ erwiderte Swoyschin dumpf. „Ich lebte auf, als ich sie nicht mehr sehen mußte, ich fühlte mich so frisch und vergnügt, ich wollte ein Ende machen, ich hab’ ihr auf drei Briefe nicht geantwortet. Da sehen Sie die
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)