Die Fahne, welche die Anwesenheit der Herrschaft verkündete, wehte von dem rechten Turm des Schlosses Radin. Sie war zerrissen wie eine Kriegsfahne, die ein Dutzend Schlachten mitgemacht hat.
Das Schloß war groß, malerisch, imposant. Im Viereck um einen weiten Hofraum gebaut, hatte es vier kreisrunde Türme, deren Dächer die spitzige Form von Löschhütchen aufwiesen. Diese vier Türme verliehen dem Schloß das Aussehen einer Festung. Überhaupt machte es den Eindruck, als ob es seiner Zeit ein rechtes Raubritternest gewesen wäre.
Hinter der breiten, mit mächtigen Quadern gepflasterten Terrasse gähnte ein weiter Wallgraben, in dem das Wasser stand, und über den sich der steinerne Bogen einer Brücke spannte, welche die ursprüngliche Zugbrücke ersetzte. Nach den in bauschige Gewänder gehüllten, in Tanzposen gestellten Statuen zu schließen, welche die Brücke zierten, mußte die Herstellung derselben
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/229&oldid=- (Version vom 1.8.2018)