Kein Mensch hat ans Geld gedacht. Sich irgendwie mit dem Geld zu beschäftigen, galt damals für schmutzig; man gab’s aus, man lernte es ausgeben, liebenswürdig und geschmackvoll ausgeben, es aufheben lernte man nicht, und es beschaffen auch nicht, dazu hatte man seine Beamten. Herr Gott, wenn ich mich so hätte behelfen sollen wie der Zdenko! Ich denke, der läßt seine Stiefel vorschuhen.“
„Und wenn!“ rief Annie trotzig, das Köpfchen hebend.
„Es schickt sich nicht, solche Sachen schicken sich nicht für einen Grafen Swoyschin,“ ärgerte sich der alte Herr.
„Würde es sich besser für ihn schicken, Schulden zu machen?“ fragte Annie.
„Es würde sich besser für ihn schicken, das Sparen nicht nötig zu haben,“ entgegnete der Graf.
„Aber wie soll er sich helfen?“
„I, du nimmst immer seine Partei, Schwarzblattl!“ rief der alte Herr; „von Jugend an habt ihr zu einander gehalten, seid gute Kameraden gewesen, – ich dank’ meinem lieben Gott, daß ihr euch nicht ineinander verliebt habt, das wäre eine Bescherung.“
Bei dieser scharfsinnigen Bemerkung stach sich Annie in den Finger, aber das merkte der alte Graf nicht, und das war ein Glück.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/234&oldid=- (Version vom 1.8.2018)