„Verzeihen Sie meiner Schwester,“ murmelte sie leise, und Swoyschin bemerkte, wie ihr die Schamröte auf den sonst so bleichen Wangen stand. „Sie weiß nicht mehr, was sie sagt; die Krankheit hat ihr den Sinn verrückt. Von Heiraten kann nicht die Rede sein bei ihr. Aber haben Sie nicht einen Wagen ins Schloß rollen gehört?“
Swoyschin wendete den Kopf und horchte. Die Einfahrt befand sich auf der andern Seite des Schlosses. „Es scheint,“ sagte er.
Gina richtete sich auf. „Wenn’s ein Besuch ist, so …“
„Es wird ihn niemand hereinlassen,“ erwiderte Emma herb und drehte das elektrische Licht auf. Das elektrische Licht war der einzige moderne Luxus, über den das Schloß verfügte. Der letzte Besitzer, ein Elektromane, der viel Zeit in Amerika zugebracht, hatte Zdibitz damit versehen.
Was war das? Zdenko schrak zusammen, Geraschel von Frauenkleidern, Lachen, Durcheinanderrufen von drei weiblichen Stimmen im Korridor draußen, die Stimme der Gräfin Zell – und …
Plötzlich öffnete die Gräfin Zell die Thür. „Da sind sie, da sind sie. Du kannst sie gleich ertappen,“ rief sie.
Die Gräfin Zell trat, den Weg führend, voraus in das Zimmer. Hinter ihr – Zdenko traute seinen
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/257&oldid=- (Version vom 1.8.2018)