Zu einem einsamen Leben verurteilte Schloßwärter werden gewöhnlich sehr redselig, wenn sich ihnen einmal die Gelegenheit dazu bietet, und wenn sie sich ihnen nicht bietet, brechen sie sie vom Zaun.
„Brauchen Excellenz nocht etwas?“ fragte er, sich von einem seiner gichtbrüchigen Füße auf den andern wiegend.
„Nein, nein, es ist alles in bester Ordnung.“
Aber Maresch ging nicht. „’s ist auch ein schönes Zimmer,“ begann er von neuem.
„Ja, ein sehr schönes Zimmer,“ versicherte der alte Kavallerist.
„Nur die Aussicht ist unangenehm.“
„Wieso?“ fragte Stahl. „Die Aussicht ist reizend. Sie müssen sehr verwöhnt sein, wenn die Ihnen nicht gefällt. „[WS 1]Aber,“ fügte er neckend hinzu, „Sie ziehen wahrscheinlich die Gebirgslandschaft vor.“
„Excellenz sollten sich nicht lustig machen über einen armen Menschen,“ entgegnete empfindlich der Alte. „Die Aussicht ist unangenehm, weil sie auf den Kirchhof geht, alle Zimmer sehen auf den Kirchhof. Und wie der Kirchhof ausschaut nach den Regengüssen! Die Kreuze umgerissen, das Erdreich abgeschwemmt, an einigen Stellen die Särge zu Tage liegend, entsetzlich, und dazu die unheimlichen Zustände im Schloß!“
„Aber Maresch,“ ermahnte ihn Baron Stahl,
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Das Anführungszeichen fehlt in der Vorlage
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/304&oldid=- (Version vom 1.8.2018)