Augen. „Du mußt selbst zugestehen, Bärenburg, daß du selten eine hübschere Braut gesehen hast.“
„Ich beschwöre es!“ Und Bärenburg hob zwei Finger in die Höhe.
„Und auch Annie hat dich sehr bei unsrer Hochzeit vermißt,“ fuhr Swoyschin fort; „obzwar sie verhältnismäßig noch wenig mit dir beisammen war, hat sie dir doch ein sehr freundschaftliches Andenken bewahrt. Sie braucht nicht lang dazu, jemand schätzen zu lernen, die Annie, und wenn sie ihn einmal schätzt, dann bleibt’s dabei fürs Leben, durch dick und dünn. Sie kennt sich aus, die Kleine, sie kennt sich aus.“
„Das hat sie bewiesen,“ erklärte mit humoristischem Überzeugungsernst und einem Streifblick auf den Vetter Bärenburg.
„Spotte nur, du alter Possenreißer,“ replizierte Swoyschin lustig, „wir wollen’s der Welt noch beweisen, ob sie sich ausgekannt hat oder nicht.“
Wenn man ihn so sah in der Vollkraft seiner tapferen, lebensfröhlichen, energischen Männlichkeit, schien der Beweis nicht schwer zu führen.
Bärenburg lachte und meinte: „Ich wett’ lieber für als gegen. Denn wenn mein Glaube an deine unerschütterlichen Tugenden einigermaßen mit ‚wenn und aber‘ verklausuliert ist, so ist im Gegenteil mein Glaube an Annies guten Einfluß absolut unwandelbar und grenzenlos.“
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/308&oldid=- (Version vom 1.8.2018)