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viele antrift. Schon durch die Thätigkeit des Handels und die Menge der Schiffe wird dieser Spaziergang interessant. Jedes Schiff erscheint wie ein fremdes Land, das seine eigenen Sitten und Gebräuche aus der Ferne hergetragen hat. Fast bey jedem Schritt hört man eine andere Sprache; trotz dieser Sprachwirrung vereint die Polyglotte des Gewinns die fremdartigsten Völker. Welche Abwechselung giebt es nicht, im Anblick dieses Gewühls! Dort ein kleiner Matrose, der, an einem Seile hängend, über dem Abgrund schwebt und ruhig, wie ein Hänfling auf dem Baumaste, sein Liedchen pfeift; hier wieder ein alter Schiffskapitain, dem auf dem faltenreichen Gesicht alle Stürme geschrieben stehn, die er im Leben und auf so mancher Fahrt erlitt, und der, auf den Anker gestützt, den Zweck für beydes zu berechnen scheint; hier ein segelfertiges Schiff mit der am Seil schwebenden Votivtafel: „Wills Gott nach Lissabon“ oder einem andern fernen Hafen; dort eins, das eben mit vollen Segeln einläuft, und dessen Passagiere im lauten Jubel den sichern Hafen

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/111&oldid=- (Version vom 13.12.2020)