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Nein, als eiserner Krieger, ehern die Flügel beschwinget,
Die nur das Dunkel der Nacht, stockende Finsterniß, trägt:
So erschien hier der Tod und hielt in den starrenden Armen
Alles Dassyn gefaßt, das er wie Blüthen zerdrückt.
Hier ein liebliches Weib versucht, an den Schwingen sich haltend,
Noch im letzten Moment ringend den Räuber zu fliehn;
Doch nur eiliger noch entführen sie schwirrend die Flügel,
Und über Gräber und Nacht rauschet der gräßliche Flug.
Dort den Säugling erfaßt die nimmer ruhende Rechte,
Und schon im mordenden Hauch schwand ihm das Leben dahin.
Über den offenen Sarg des Helden, bewacht von der Blutgier,
Schreitet der Tod; wo er tritt, sinken selbst Gräber dahin.
Doch, wo führt er es hin, dieß frische gemordete Daseyn,
Wem sind die Opfer bestimmt, die er dem Leben entreißt?
Ha, dort harret sie schon, des Schrecklichen schreckliche Herrin!
Sklav der Verwesung! du trägst ihr deine Beut' in den Schooß;
Gierig erfaßt sie sie schon, selbst der Erinnerung Blüthen,
Welche der Liebe Gefühl noch auf das Opfer gestreut,
Welkend zerfallen sie hier, entweht vom Hauch der Verwesung,

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/397&oldid=- (Version vom 12.12.2020)