Seite:Von der Sprachfaehigkeit und dem Ursprung der Sprache 323.png

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gehört, so muß auch der Accusativ, welcher dieses Verhältniß des behandelten Gegenstandes zu der Handlung bezeichnet, unmittelbar nach dem Zeitwort stehen; und der Dativ, welcher den Gegenstand bezeichnet um dessen willen die Handlung eigentlich geschieht, folgt jenem nach. Er wird also den Satz schließen, und folglich einen vollern Ton bekommen, als der Accusativ selbst.


So entstand Grammatik bloß durch das Bedürfniß der Sprache, und durch die Fortschritte, welche die menschliche Vernunft nach und nach machte. Denn selbst bei der einfachsten Mittheilung der Gedanken mußte sehr vieles durch Beziehung der Worte auf einander ausgedrückt werden, und der natürliche, durch die Vernunft geleitete Gang der Sprache brachte den Menschen, ohne daß Verabredung erfoderlich gewesen wäre, auf die Bestimmung der verschiedenen Arten jener Beziehung.


Man könnte gegen diese Theorie einwenden, daß es verschiedene Sprachen gebe, denen man ihre Entstehung nach den von uns vorgetragenen Regeln nicht ansehe. So soll, unserer Darstellung gemäß, das Wurzelwort immer ein Zeitwort sein, und dieses Zeitwort soll ursprünglich in Einem Tone mehrere Begriffe ausdrücken, soll ursprünglich in der dritten Person vorgetragen werden, und aoristische Bedeutung haben. Nun zeigt sich in der griechischen und lateinischen Sprache offenbar das Gegentheil. In den Zeitwörtern derselben ist augenscheinlich nicht die dritte, sondern die erste Person diejenige,

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Johann Gottlieb Fichte: Von der Sprachfähigkeit und dem Ursprung der Sprache. Hofbuchhändler Michaelis, Neu-Streelitz 1795, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Von_der_Sprachfaehigkeit_und_dem_Ursprung_der_Sprache_323.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)