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Verschiedene: Wünschelruthe

lasse es mir nicht aus dem Sinne bringen, daß du mein Kamerad wirst. Du bist von der alten Welt; ich wette ich will dich verjüngen.“ Und der Oberjäger mochte wohl oder übel wollen, Ferdinand der Jägerrekrut hatte nicht eher Ruhe, bis er ihn mit Wilhelm in Ein Quartier schickte. „Wie mags nun dem armen Mädchen im Forsthause gehen?“ fragte Ferdinand auf dem Wege zum neuen Quartier, und blickte, indem ihm auf die Erde eine Thräne aus den Augen fiel, wehmüthig zum Himmel, von dem ein Stern herabschoß, als wolle er sie auftrocknen. „Du bist ein Schütze zu nennen! hast du nicht alle Ringe, die die Scheibe des Herzens umkreisen, unversehrt gelassen, um seine Mitte im armen Mädchen sicher zu durchbohren!“ – Mürrisch ging Wilhelm mit ihm nach Hause, es übel aufnehmend, mit einem solchen Wildfang zum Besten seiner in Einem Quartier gehalten zu werden. Während sich jener viel an ihm zu thun machte, ihn zum Welt- und Waldkind zu renoviren, stiegen doch zuletzt einige Leuchtkugeln in ihm auf, die über seine festen Grundplätze wie eine Batterie Kanonen spielten, und ein harmonisches Kanon mit seinem Freunde sangen. Dann aber überlief ihn die lachende Weisheit Ferdinands wieder wie eine Gänsehaut, und es war ihm unerträglich, daß dieses Bürschchen von eigner und seiner ältern Selbstkenntniß zugleich profitiren sollte. Er nahm sich daher vor, diesem Universalgewissen seine Rechenschaft abzulegen, um rein zu klingen wie eine ächte Münze; deßhalb hätte er seinen Hirschfänger gern als Fiedelbogen und als Resonanzboden den Rekruten betrachtet, ihn damit so nach und nach aus dem Groben zu streichen, um ihn mit seines Rückens eignen Striemen, als den besten Knieriemen, an die Artigkeit der Subordination festzubinden. Aber sonderbar war es, wenn er nur auf den Moment wartete, seine klingende Münze aufzuzählen, um sich bei Ferdinand geltend zu machen, oder wenn er allerlei Wind von dessen luftigen Witzen und Sticheleien bekam, seine stille Windbüchse damit zu füllen, und sie nur noch mit eignem Nachdenken lud, sie treffend auf ihn abzuschießen, daß Ferdinand dann allemal schaurig, wie von Trauer angethan, ruhig still stand, so daß auch er alles bei Seite setzte.

(Der Schluß folgt).




Volkslieder.

Uns eine vollständige Anzeige über ein Werk vom deutschen Volksgesang vorbehaltend, welches sich von den übrigen Sammlungen dadurch scheidet, daß es eine Hauptrücksicht auf die Musik der Lieder nimmt, werden wir in diesen Blättern einige Lieder geben, zu denen uns die Melodieen fehlen, und wobei wir Jeden, der Freude daran hat, und dem sie vielleicht zu Ohren kommen, bitten, uns sie – die Melodieen – mitzutheilen.

1.

(Norddeutsch.)


Frag alle Bekannte,
Frag alle Verwandte,
Frag alle Betrübte,
Frag alle Verliebte,

5
Frag Himmel, frag Erden,

Frag was irgend gefragt kann werden,
Alle sagen, es sey
Nichts schöneres als deutsche Treu.

Ja Englands Korallen

10
Sie können gefallen,

Und Frankreichs Rubinen
Sie mögen dir dienen,
Sie können zwar trutzen
Und Könige putzen,

15
Ich sage und bleibe dabei,

Nichts schöneres sey als deutsche Treu.


2.

(Tyroler Lied.)

Und wann’st auf dei Schatzal
So haglich willst sey,
Und so nimm a Papierl
Und wickel der’s nei,

5
Und nimm a roths Bandal

Und bind der’s fest zua,
So kummt der ka andrer
Schmarotzer dazua.




Geschichten und Schnurren.


Eine deutsche und eine französische Truppenabtheilung standen im flandrischen Kriege einander gegenüber; im deutschen Kriegsrathe war beschlossen, den Feind am nächsten Tage anzugreifen. Da trat gegen Mitternacht der h**sche General, der gegen die Franzosen commandirte, vor sein Zelt, schlug die Augen zum Himmel auf und betete wie folgt: Allmächtige Gott, du weßt woll ek inkommodir dek nich ofte, aber wenn et kummt, so kummt et denn ook oordentlich; stah mek mit diner Stärke bi, dat ek Morgen det Franzosen slagen mag, sonst, kann dat nich bestahn mit dinen allwisen Rathschlägen, so bliv du wenigstens neutral, da will ek se ook alleen schon faaten.


„Was thun die Hohenlohischen Fürsten?“ fragte Professor M. in L. einen Studenten im Examen aus dem Stattsrecht. Der Student schweigt. „Das wissen Sie nicht?“ Der Student schweigt abermals. „Ei mein Gott, sie theilen sich in mehrere Linien“ sagt ganz verwundert der Professor.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)