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Verschiedene: Wünschelruthe

Bitter dem Mund ist dem Herzen gesund.




Romanzen aus dem Altspanischen.
Von F. W. Carove.


4.
Romanze von dem weißen Kind (p. 242).

Weiße bist du, Herrin meine,
     Mehr noch als der Sonnenstrahl,
Mag ich schlafen ohne Waffen,
     Ohne Furcht in dieser Nacht;

5
Denn ich nun schon sieben Jahre

     Sieben unentwaffnet war,
Davon meine Haut nun schwärzer
     Als die Kohl’, die ausgebrannt. –

Schlaft die Nacht, o Herre! schlafet

10
     Ganz entwaffnet ohne Angst,

Denn der Graf ist ausgezogen
     Auf Leon’s Gebirg zur Jagd;
Tödte Wuth ihm seine Hunde,
     Tödten Adler seinen Falk,

15
Und vom Berge bis nach Hause

     Schleif’ sein Rappe ihn hinab! –

Während beid’ sich so befanden,
     Kehrte wieder ihr Gemahl:
Sag’, was machst du, Kind so weißes,

20
     Tochter Vaters voll Verrath? –

Herr, ich kämme meine Haare,
     Kämme sie in großer Qual,
Ließt mich doch mir ganz alleine,
     Auf die Berg’ für Euch ihr fahrt. –

25
Diese Rede, Kind so weiße,

     War nichts Anders als Verrath,
Wessen ist das Roß dort unten,
     Dessen Wiehern ich vernahm? –
Herr, es hörte meinem Vater,

30
     Ward für Euch hierher gebracht –

Wessen sind denn jene Waffen,
     Welche stehn in Hauses Gang? –

Herr sie hörten meinem Bruder,
     Schickt sie Euch am heut’gen Tag –

35
Aber wessen ist die Lanze,

     Welche ich von hier gewahr’? –
Nehmt sie, Graf, die Lanze nehmet,
     Ihr durch sie mich sterben laßt,
Denn ich diesen Tod verdiene

40
     Guter Graf, um Euch fürwahr!


5.
Romanze vom Grafen Arnaldos und dem Seemann (p. 244).

Wer erfuhr solch Abentheuer
     Auf des Meeres Wellenschlag,
Als erfuhr der Graf Arnaldos
     Morgens früh an Sankt Johann?

5
Auf der Hand wohl einen Falken

     Ging er jagen eine Jagd,
Sah ein Ruderschiff sich nahen,
     Das zu kommen sucht an’s Land,
Seegel führte es von Seiden,

10
     Und das Tauwerk Zindal war,

Seemann, der das Schiff beherrschet,
     Sagend kam er einen Sang,
Der das Meer zur Ruhe brachte,
     Der die Winde schweigen macht,

15
Der die Fische aus der Tiefe

     Steigen macht zur Höh’ hinan,
Der die Vögel aus der Höhe
     Bringt zur Ruhe auf den Mast:
Schifflein du, o Schifflein meines,

20
     Gott dich nur vor Unfall wahr’,

Wahr dich vor der Welt Gefahren
     Auf des Meeres Wellenschlag,
Vor der Enge von Gibraltar,
     Vor Almeriens flachem Sand,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_025.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)