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Der Schrecken, der diesen Raubscharen vorausging, hatte aber nicht nur auf den Rat gewirkt, sondern auch auf das Domkapitel. Es sah sich durch den unerwarteten Tod des Bischofs in eine schlimme Lage gebracht, um so mehr, da gerade in dieser Zeit auch allerhand Streitigkeiten des Bistums mit den wälschen Herren im Gange waren. Dem Kapitel standen als Propst der alte Thüring von Ramstein, als Dekan Walther von Klingen vor; in ihrer Bedrängnis war die Hilfe des städtischen Rates unentbehrlich, und um solche Hilfe zu erhalten, oder auch um sie zu belohnen, kam es in diesen Monaten der Sedisvakanz zu allerhand Verhandlungen; dabei scheinen die Domherren dem Rate Konzessionen und Zusagen hinsichtlich seiner Befugnisse, wahrscheinlich in betreff der Ungelderhebung, gemacht zu haben, die über den bisherigen Brauch hinausgingen. Wir kennen ihren Inhalt nicht, vermuten aber, daß sie hauptsächlich der Ungeldfrage galten; jedenfalls hielt in einem spätern Momente das Kapitel für nötig, deutlich zu erklären, daß für Anwendung der bischöflichen Handfeste nicht diese zwischenhinein gemachte Zusage maßgebend sein solle, sondern der alte Brauch.

Der Wahl eines neuen Bischofs nahm sich das Kapitel diesmal nicht an. Der Papst vollzog ohne weiteres die Ernennung, am 13. August 1365.

Der Erhobene war Johann von Vienne, aus dem vornehmsten Hause der Grafschaft Burgund, Sohn des Vauthier von Vienne, Herrn von Mirebel, und Vetter des großen Johann von Vienne, Admirals von Frankreich. Seit Mitte der 1340er Jahre begegnet er in Prälaturen; 1355 erhielt er als Nachfolger seines Oheims Hugo von Vienne das Erzbistum Besançon, 1361 das Bistum Metz. Der Geschichtschreiber dieser Kirche rühmt die vollendete Schönheit seiner Erscheinung, seine Friedensliebe und Gerechtigkeit; er schildert auch die energische Art seines Regimentes, mit derer die Lande von Räubern und Mördern gereinigt sowie den Klerus diszipliniert habe, den Uebergriffen der Bürgerschaft von Metz entgegen getreten sei. Doch scheint gerade dieser Streit mit der Stadt, bei dem Johann mit starken Gegnern zu tun hatte, ihm die Freude am Metzer Bistum genommen zu haben, und er bat den Papst um Versetzung an eine andere Stelle. Urban V. gab ihm das soeben frei gewordene Bistum Basel.

Hier tritt nun Johann von Vienne auf; auch er wieder ein wälscher Herr, den Sitten und Verhältnissen des Ortes fremd. Im November 1365 erscheint er in Pruntrut; seine früheste städtische Funktion war die Erteilung der sogenannten Handfeste an Kleinbasel, am 15. Januar 1366.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/296&oldid=- (Version vom 1.8.2018)