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Aber im Gebiete dieses Stuhles selbst war Bischof Wolfhart ohne nennenswerten Anhang. Das Domkapitel, die Stadt, die Diözese waren in der Hauptsache clementistisch gleich dem verstorbenen Bischof und gleich Herzog Leopold; sie versagten dem Wolfhart die Anerkennung. Eine Wahl wurde vorgenommen.

Bei dieser Wahl jedoch wirkte die innerhalb des Kapitels bestehende Parteiung: für und wider Oesterreich, und fand ihren Ausdruck in einem Vorgange voll Leben: „Zuerst hatten etliche Herren des Kapitels Herrn Werner Schaler Erzpriester gewählt, aus dem Kapitelhaus herab geführt und in Gegenwart Herrn Werners von Bärenfels des Bürgermeisters im Chor des Münsters auf den Altar gesetzt. Bald brachte die andere und stärkere Partei Herrn Imer von Ramstein herab, setzte ihn gleicherweise auf den Altar und verkündete dem Volk, dieser wäre der rechte ordentliche Bischof.“

So erhielt das Bistum zu dem schon vorhandenen Bischof zwei weitere Bischöfe; sie bekannten sich beide zur avignonesischen Obedienz. Papst Clemens gab dem Kandidaten Oesterreichs den Vorzug; am 21. November 1382 erhob er den Archidiakon Werner Schaler zum Bischof von Basel.

Aber Imer zog sich vor diesem Entscheide nicht zurück. Vom Bewußtsein der Macht seines Hauses gehoben, durch die große Majorität des Kapitels gestützt, hielt er an seiner Erwählung fest, nannte sich Bischof, nahm vom Bistum so viel er vermochte zu Handen und regierte. Zwischen ihm und Werner Schaler brach der Krieg aus.

Der Rat der Stadt verhielt sich in diesem Zwiste neutral. Er erwies beiden Gewählten Höflichkeit, obgleich er nicht übersah, daß die Wahl Schalers, der ein Anhänger Leopolds war, eine Gefahr bedeutete. Dabei stand die Stadt, gleich der Diözese, wegen ihrer Parteinahme für Clemens unter dem durch Papst Urban über sie verhängten Interdikt.

Aber im Frühjahr 1383 vollzieht sich ein großer Wechsel. Imer von Ramstein, obwohl der Stärkste der drei Prätendenten, bringt den Werner Schaler doch nicht zum Weichen. So bleibt ihm kein anderer Ausweg als Urbanist zu werden. Im März 1383 anerkennt ihn Urban und gibt den Wolfhart von Ehrenfels preis. Und da nun Stadt und Diözese großenteils dem Beispiel Imers folgen, dem Papst in Rom sich unterwerfen, so löst dieser das auf ihnen liegende Interdikt. Am 18. Juni 1383 nimmt der Rat der Stadt die Handfeste von Imer an und anerkennt damit offiziell ihn als Bischof. Durch Urban wird auch König

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/322&oldid=- (Version vom 1.8.2018)