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Nach Blankenheims Abgang konnte dann die Wahl Konrads durchgesetzt werden, wohl vermöge des großen Vorschusses von viertausend Gulden, den er dem Hochstift machte. Die Kapitulation redet von einer einmütigen Wahl; aber daß die alten Gegensätze weiterlebten, bezeugt der vorhin erwähnte Streit Konrads mit Imer. Binnen weniger Wochen des Sommers 1395 starben jedoch der Scholasticus von Masmünster, die beiden Kiburger und Imer von Ramstein; die Münche waren alleinige Herren, und inzwischen waren noch Johann Thüring Münch, Hartman Münch und Konrad Münch der jüngere in das Kapitel aufgenommen worden. Dennoch legte Bischof Konrad gerade jetzt sein Amt nieder, und das Domkapitel postulierte als seinen Nachfolger den Humbert von Neuenburg.

Der Grund, der Konrad zum Rücktritte bewegen mochte, ist schon erwähnt worden. Es war das Gefühl, den Geldverlegenheiten des Bistums nicht gewachsen zu sein. Und nun machten sich noch ganz bestimmte Einwirkungen von außen her geltend.

In der Geschichte des Oberrheins kommt dem großen Diebold VI. von Burgundisch-Neuenburg eine eigentümliche Bedeutung zu. Wir hatten schon Anlaß, aufmerksam zu werden auf bestimmte, in den wälschen Nachbargebieten sich regende Tendenzen einer Machterweiterung nach Osten, eines Hineinwirkens in das Bistum Basel und die oberrheinischen Gebiete überhaupt. Diese Tendenzen waren unzweifelhaft allgemeiner Natur. Sie zeigten sich in der seit Mitte des vierzehnten Jahrhunderts permanent spürbaren Unruhe und Angriffslust der wälschen Herren an der Grenze des Sundgaus; sie lebten in dem Unternehmen des Enguerrand von Coucy; und daß sie auch für größere Beziehungen und Absichten galten, lehrt die österreichisch-burgundische Heirat, bei der es in der Tat fraglich ist, ob nicht das Interesse des Hauses der Braut stärker und bewußter war als dasjenige Oesterreichs. Das Vorhandensein eines Johann von Vienne auf dem Basler Bischofsstuhl konnte solchen Tendenzen nur förderlich sein; wie denn überhaupt das Bistum Basel, zum Teil aus wälschen Gebieten bestehend, kirchlich der Oberherrschaft von Besançon unterstellt, ein geeigneter Boden für derartige Expansionen war.

Hier beschäftigt uns jedoch nur Diebold, dessen Stammhaus Neuenburg — auf einem Ausläufer des Lomont südlich von Mömpelgard und nahe der Marktstadt Pont de Roide gelegen — jetzt auf merkwürdige Weise dazu berufen wurde, dem Bistum Basel einen Herrn zu geben. Die Geschichte Diebolds zeigt Jahr um Jahr ein weiteres Fußfassen in den jurassischen Gebieten des Bistums. Es handelt sich um einen Plan, den

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/340&oldid=- (Version vom 1.8.2018)