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Zum Verständnis dieser Sache ist etwas weiter auszugreifen. Es handelt sich bei ihr um das Verhältnis, daß ein Bürger der Stadt Basel eine Herrschaft einfach kraft Pfandrechts innehat und nützt; zu jener Zeit begegnet dieses Verhältnis unzählige Male; aber seine Bedeutung und seine möglichen Konsequenzen werden nirgends so deutlich, wie hier bei Rheinfelden.

Zu den glänzendsten Erscheinungen des damaligen Basler Patriziats gehört die Familie Zibol; sie zeigt sich nur in zwei Generationen, und ihr Hauptvertreter war Jakob Zibol. Das Porträt, das der Karthäuser Chronist von ihm gibt, mit gleichmäßig großem Lobe seiner Geschicklichkeit, seines Reichtums, der Eleganz seines Auftretens, seiner Beredsamkeit und Tatkraft, mag geschmeichelt sein. Aber für ihn spricht, daß er, obwohl nicht ritterlichen Standes, 1388 zum Bürgermeister erhoben wurde; seit 1368 saß er im Rate, anfangs als Vertreter der Schlüsselzunft, später bei den Achtburgern; bei unzählbaren wichtigen Legationen vertrat er die Stadt; wiederholt war er Oberstzunftmeister, bis ihn Peter zum Angen aus diesem Amte drängte. Doch ist seine Bedeutung für die Geschichte der Stadt deswegen nicht zu Ende. Vielmehr zeigt sich erst jetzt das Ergebnis seiner zahlreichen außeramtlichen Beziehungen. Er war sehr reich. Beim großen Ungeld von 1401 stand er in der ersten Klasse, und in unaufhörlichen Geldgeschäften erwies er sich als einer der stärksten und rührigsten Bankiers der Stadt. Vom Hochstift, von den Münch, von der Gräfin Elisabeth von Neuchatel erhielt er die Stadt Laufen, Stadt und Tal Delsberg, das Schloß Birseck, die Herrschaft Wartenberg, die Herrschaft Badenweiler zu Pfand, usw. Daneben gibt die Gründung der Karthause seinem Bilde etwas verhältnismäßig Großartiges; sie läßt auch eine höhere Beziehung in seinem Wesen wahrnehmen; vor allem ist sie in ihren Wirkungen viel dauerhafter gewesen als alles sonst von ihm Geleistete.

Hier ist besonders darauf aufmerksam zu machen, wie er im Osten Basels in den beidseits am Rheine gelegenen Herrschaften Fuß faßt. Von der „Hürussin“, d. H. der Witwe des Ritters Rudolf von Schönau, erwirbt er das Dorf Bötzen und sodann alle die Rechte auf der Herrschaft Hauenstein, dem Schwarzwalde, dem Amte Wehr usw., die sie von Oesterreich besaß. Im Zusammenhange hiemit steht die Uebernahme der österreichischen Pfandschaften des Heinrich Geßler: 1404 der Feste Schenkenberg unweit Brugg, 1405 der Feste Rheinfelden mit der Grafschaft im Fricktal und dem Amte Honberg; die Summe, um welche Zibol dieses gewaltige Objekt an sich brachte, betrug achttausenddreihundertundzehn Gulden. Aber er

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/390&oldid=- (Version vom 1.8.2018)