Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/405

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und man ahnt, mit welchen Mitteln er zu allen diesen Aussagen, Zugeständnissen und Ausreden gebracht worden ist. Wenige Tage später hat der Rat von Basel nach Bern zu melden, daß der Girsperger unterhalb Gürtels gänzlich lahm und seiner Beine so ungewaltig sei, als ob sie ihm abgeschlagen wären; die Aerzte haben ihn besucht und meinen, das „Parley“ habe ihn gerührt. So blieb er liegen, und das Gesuch des Herzogs Friedrich von Oesterreich, ihn freizugeben, wurde vom Rate abgewiesen. Endlich, erst im Sommer 1412, bekam er die Freiheit; am 26. Juli schwur er Urfehde.

Neben diesen besondern Streitigkeiten ging zunächst der große Zwist mit dem Grafen Herman von Sulz unvermindert einher. Der Graf hielt fest, was er den Baslern an Schlössern, Dörfern, Gütern und Gefällen genommen hatte, und kümmerte sich wenig um die Zusagen der Herzogin Katharina. Die Forderungen Basels beantwortete er gar nicht und ließ den Rat bei Fürsten, Freunden, Eidgenossen seine Klagen anbringen. So sehr allem Recht entgegen das Verhalten des Grafen war, so widerwärtig für den Rat, überall wo er anpochte nur Schweigen und Achselzucken zu finden. Niemand mochte sich regen, die Sache anrühren. Herzog Friedrich, bei dem nicht nur wegen des Sulzers, sondern auch wegen der noch immer nicht bereinigten Sache des bei Innsbruck an Basler Gut verübten Raubes dringlich reklamiert wurde, erwiderte nichts. Straßburg, Bern, Solothurn wurden gemahnt, dem Grafen ihre Widersagbriefe zu schicken oder den Baslern doch zum mindesten guten Rat zu geben; sie taten weder das Eine noch das Andere. Auch Markgraf Rudolf, sonst bei Geschäften dieser Art stets bei der Hand, ließ nichts von sich hören. Er war nicht einmal zu finden; es hieß, er sitze auf seinem Schlosse Sausenberg, bade heimlich und erlaube den Seinen nicht, zu sagen wo er sei.

Erst die Freveltat des Urslingers im April 1411 und die hiebei neuerdings sich zeigende Zurückhaltung Straßburgs scheint den Baslern zum Bewußtsein gebracht zu haben, daß das Schreiben nichts nütze, das Zusehen und Warten ihrem Ansehen nur schade. „Je mer wir beitent und swigent, je mer wird es uns böse. Wir wollen den Unsern beholfen sein wider Graf Herman von Sulz und zu ihm greifen“, schrieben sie am 27. April 1411 nach Bern und Solothurn. Gleichen Tags oder am Tage darauf zogen sie mit Kriegsgewalt aus, rückten dem linken Ufer des Rheins entlang bis Mumpf und nahmen auf dieser Strecke an Leuten und Gütern ein, was zur Burg Rheinfelden gehörte. Der Herzog und seine Amtleute erhoben Einsprache; aber Basel verantwortete sich in aller Ruhe. Ihnen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/405&oldid=- (Version vom 1.8.2018)