Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/415

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

für Alle; zur Mücke war großer Ball; fünfundvierzig Saum Wein, sechsunddreißig Zentner Fleisch, daneben eine Menge Fische, Hühner, Gänse gingen auf die Bewirtung des königlichen Hofhaltes. Daß Sigmund, der in diesen Basler Tagen keineswegs müßig war, dem Bischof Humbert die Regalien verlieh, dem Markgrafen von Hochberg, dem Kloster St. Blasien, dem Hüglin von Laufen allerhand Privilegien und Briefe erteilte, auch mit dem Rate Manches zu besprechen hatte, liegt auf der Hand; so erfahren wir, daß er von ihm verlangte, Dienst wider den Herzog von Mailand zu leisten; der Rat wich in seiner Antwort behutsam aus und stellte auf den Beschluß des bevorstehenden Reichstages zu Speier ab. Dorthin begab sich jetzt Sigmund. Er verließ Basel am 10. Juli zu Schiffe.

Politisch hatte dieser Besuch wenig bedeutet. Wichtiger war die persönliche Wirkung gewesen. Zum ersten Mal hatten die Basler diesen Herrn kennen gelernt und ihn überrascht betrachtet, den schönen gewandten Mann, von freiester Leutseligkeit im Reichtum seiner erstaunlichen Begabung übersprudelnd, regsam, lebenslustig, in keiner Weise wählerisch und abgeschlossen. Und hiezu nun noch das erhöhte Gefühl des glücklichen Momentes, das ihn trug und bewegte: er kam aus Italien und konnte von Erfolgen reden; wie war er dem Papst gegenüber gestanden als der wahre Schirmherr und Erretter der Kirche; er hatte seinen Willen durchgesetzt und das Konzil auf die Nordseite der Alpen verlegt; jetzt war er auf dem Wege, sein deutsches Reich anzutreten, in Aachen die Krone zu empfangen.


Am Weihnachtstag 1414 traf Sigmund in Konstanz ein, wo seit einigen Wochen das Konzil versammelt und auch Papst Johann anwesend war.

Noch immer strömten die Teilnehmer herbei, von allen Seiten, aus allen, auch den entlegensten Ländern. Das Ganze ein Schauspiel ohne Gleichen.

In Basel sah man Konzilsleute um Konzilsleute durchreisen im Dezember 1414 empfing man feierlich den die Stadt passierenden Erzbischof von Besançon; schon spürte man auch in allgemeiner Verteuerung der Lebensmittel die Wirkung des gewaltigen Kongresses: der Bischof, zahlreiche Geistliche hohen und niedern Ranges, Edle und Bürger zogen von Basel zum Konzil, kehrten wieder heim und erzählten, mag sie in Konstanz gesehen und erlebt hatten.

Das Konzil war nicht Kirchenversammlung allein. Die Anwesenheit

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/415&oldid=- (Version vom 1.8.2018)