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ganzen Reihe. Von ihm war ein energisches Weiterführen der großväterlichen Pläne zu erwarten, daher sich denn auch das Hochstift zur Opposition ermannte.

Schon nach Humberts Tod 1418 wurde der Versuch gemacht, das Bistum aus diesen Verhältnissen zu befreien. Die Wahl des Hartman Münch brachte diesen Willen zum Ausdruck, und Hartman tat sogar Schritte zur Lösung der verpfändeten Schlösser. Aber seine Persönlichkeit war viel zu schwach, um eine solche Aufgabe durchzuführen, und er trat nach wenigen Jahren, Ende 1422, mutlos zurück.

Mit der Frage der Nachfolge war natürlich wiederum die Frage des Verhältnisses zu Diebold von Neuenburg aufs engste verknüpft.

Jedenfalls muß die Ueberzeugung vorgeherrscht haben, daß mit einem aus dem Domkapitel genommenen Bischof wenig auszurichten sein würde. Frische Kräfte waren hier nicht vorhanden; in Beziehungen, Rücksichten und Verpflichtungen aller Art hatte jeder der Domherren die erforderliche Freiheit eingebüßt; auch an innern Spaltungen und Zwistigkeiten fehlte es nicht. So konnte nur ein völlig Neuer helfen, und in dieser Beziehung taten nun die beiden Berater Bischof Hartmans, Hans Thüring Münch und Hans von Flachsland, ihre Schritte.

Die Vorgänge bei der Wahl sind nicht völlig aufgeklärt. Aber aus den Berichten Beinheims und Gerungs, die Beide gut informiert sein konnten, scheint hervorzugehen, daß eine Wahl durch das Kapitel selbst gar nicht stattfand, vielmehr das Bistum durch Bischof Hartman in die Hände des Papstes Martin V. aufgegeben und von diesem dem Johann von Fleckenstein übertragen wurde, den Münch und Flachsland dafür gewonnen hatten. Alles ohne Wissen der Domherren und der Stadt. Schon im Januar 1423 urkundete Fleckenstein als Erwählter von Basel.

Nicht ersichtlich ist auch, auf welchen Wegen man dazu kam, gerade dem Johann von Fleckenstein das Basler Bistum anzutragen.

Er war Sohn des Freiherrn Heinrich von Fleckenstein-Dachstuhl und Bruder des Unterlandvogtes im Elsaß, Friedrich von Fleckenstein, er selbst schon seit mehreren Jahrzehnten Abt des reichen Benediktinerklosters Selz im Unterelsaß, das er aber jetzt bei seiner Wahl nach Basel nicht aufgab, sondern gemäß ausdrücklicher Bewilligung des Papstes, zunächst auf zehn Jahre, neben dem Bistum beibehielt. Seine Persönlichkeit, seine Mittel, seine mächtigen Beziehungen, Alles befähigte ihn tatsächlich das zu werden, was man von ihm erwartete: der Retter des Bistums. Er selbst hatte ein sicheres Gefühl, wie viel für den ehrwürdigen Basler Bischofsstuhl seine

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/436&oldid=- (Version vom 1.8.2018)