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Reisigen heraus und davon; nach ihnen wurden auch die Bauern, die mit ihnen im Schlosse gewesen waren, unbehelligt laufen gelassen.

Die Basler ließen später in ihrem Ratsbuche das verwunderliche Faktum anmerken, bei dieser Belagerung von den Feinden nie „angerennet noch ersucht“ worden zu sein. Und in der Tat ist es für das unedle und dürftige Wesen dieser Kriegführung bezeichnend, daß die Scharen Diebolds von denen allezeit die Rede gewesen war, die weit ins Land hinaus und bis vor die Mauern Basels Brand und Verwüstung gebracht hatten, hier, wo es um den Bestand ihres wichtigsten Platzes ging, sich nicht einmal blicken ließen.

Nachdem Schloß und Stadt völlig ausgeplündert worden waren, wurde überall Feuer eingelegt, die Stadtmauer geschliffen, die Feste mit ihren Türmen untergraben und niedergeworfen. Graf Hans von Tierstein hatte das Schloß erhalten wollen; aber der alte eingeborne Haß der Städter gegen jedes Herrenschloß setzte auch hier die Vernichtung durch. Das mächtige Mauerwerk war freilich schwer zu brechen; noch wochenlang nach der Eroberung hatte der Rat Taglöhne zu zahlen für „zu Ellikurt zu undergraben.“

So war Hericourt gewonnen und zerstört, und das Heer zog nach Hause, zufrieden, mit reicher Beute an Pferden und Vieh, die Troßwagen vollgepackt mit Harnisch, Plunder und Hausrat aller Art, Silbergeschirr, Haber, Weizen usw. Im übermütigen Gefühl des Siegers, der Alles vermochte und deutliche Spuren hievon in Feindesland zurücklassen wollte, wurden auf dem Rückmarsch der Söldnerhauptmann Thoman Schütz mit seiner Schar und die Zuzüger aus den Aemtern Waldenburg und Honberg ausgesandt, ein ganzes Tal niederzubrennen und zu verwüsten.

Zu Hause folgte dann die Verteilung der Beute. Alle die vor Ellikurt gewesen waren, Reisige wie Bürger, aber auch die Freiheitsknaben, die Pfeifer, die fahrenden Töchter, wurden durch öffentlichen Ruf aufgefordert, was sie an Beutestücken in Händen hätten, ins Rathaus zu bringen, woselbst die Sichtung und ordentliche Verteilung geschah. Hundertundeinunddreißig Mann hatten sich durch Beteiligung am Zuge das Bürgerrecht erworben, und zum bleibenden Gedächtnis des Sieges stifteten Bürgermeister und Rat bei den Augustinern eine jährlich am St. Martinsabend feierlich zu begehende Messe.

Der Krieg war zu Ende. Durch die Bezwingung und Zerstörung Hericourts hatten die Verbündeten den stolzen Neuenburger Herrn endgültig zur Ruhe gewiesen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/448&oldid=- (Version vom 1.8.2018)