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fand keine Hörer, und sie sah Schadensersatz und Vergeltung abermals auf unabsehbare Zeit vertagt.“

Ja, statt des Ersatzes wurde dem alten Schaden bald neuer hinzugefügt. Es waren geringfügige Dinge; aber wie gehässig und widerwärtig sie wirkten, zeigt die unverhältnismäßig große Ernsthaftigkeit, mit der sie in Briefen und auf Zusammenkünften behandelt wurden. Auch hier wieder nur vom Tisch der großen Ereignisse fallende Erbärmlichkeiten. Seit April 1408 stand Markgraf Bernhard in offenem Streit mit Herzog Friedrich von Oesterreich. Nach anfänglichem Zögern kam es zum Kriege, und zwar standen hier, dem Marbacher Bunde von 1405 gemäß, Straßburg und eine Reihe schwäbischer Städte auf Seite Bernhards; zum guten Teil durch ihre Kontingente wurde der Krieg geführt. Diese Kombination war eine widersinnige und hatte auch in der Tat die üble Folge zahlloser Mißgriffe und Konflikte, zumal im Breisgau, wo derselbe Edelmann als Vasall Oesterreichs ein Feind und als Ausbürger Straßburgs ein Freund sein konnte. Aehnlich erging es auch Basel. Obwohl es mit Straßburg verbündet war und selbst hart vor dem Ausbruch offenen Krieges mit Oesterreich stand, wurden doch jetzt in dem Getümmel, das losbrach, auch ihm Schläge zu teil. Freilich von seinem alten Widersacher Bernhard selbst. Ein Schiff mit Erbsen, das bei Beinheim auf den Strand trieb und darum beschlagnahmt wurde; ein Untertan, Rüdi Rieder aus dem Honbergeramt, den die Markgräflichen auf der Straße fingen und nach Gemar in Haft brachten; die gerade jetzt, in den Fasten 1409, doppelt unleidliche Wegnahme eines großen, über hundert Tonnen haltenden Heringtransportes, - mit solchen Quälereien sah sich Basel heimgesucht. Es bat die Freunde zu Straßburg um Vermittelung; seine Gesandten, die dorthin ritten, entkamen nur mit Mühe den Kriegsknechten Bernhards. Aber zuletzt ließ auch dieser sich herbei, die Entscheidung verschiedener Streitpunkte durch die Straßburger Ratsherren anzunehmen. Aber es scheint nie zum Spruche gekommen zu sein; von Termin zu Termin, monatelang, wurde die Angelegenheit hinausgeschoben, bis sie in der Flut größerer Geschäfte unterging.

Was jetzt, mit dem Tode König Ruprechts 1410, beginnt, ist eine neue Periode in der Geschichte des Markgrafen. Er schließt sich enge an König Sigmund an, und seine ganze Tätigkeit gewinnt hierdurch unverkennbar an Bedeutung, seine Regierung geht einige große rasche Schritte vorwärts. Nun rückt er auch dem Basler Oberrhein merklich näher: durch die Erwerbung der Herrschaften Hochberg und Höhingen 1415, der zufolge er auch Lehnsmann der Basler Kirche wird, und durch die Erlangung der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/456&oldid=- (Version vom 1.8.2018)