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Wirkung einer solchen Alle durchdringenden Energie entstand eine Generation um die andere, und jeder erwuchsen die größten Aufgaben.


Das vollkommene Gegenstück zu all diesem wirklichen Streit ist der Kampf eines „irrenden Ritters“, des tapfern Lusitaniers Juan de Merlo 1428 in Basel. Ein Kampfspiel, das in seiner Umgebung wie ein Anachronismus aussieht, tatsächlich aber durchaus nicht vereinzelt dasteht; seine Parallelen begegnen uns vielfach, zumal in den burgundischen Memoiren. Diese Erzählungen zeigen deutlich, mit welcher Feierlichkeit und wie bewußt solche Zweikämpfe veranstaltet wurden, mochten sie nun die Bedeutung eines im Namen und für die Ehre einer ganzen Nation ausgefochtenen Streites haben, oder geschahen sie lediglich zur persönlichen Genugtuung, pour montrer 1a prouesse, pour acquérir honneur. Letzterer Art war der Kampf des Portugiesen in Basel. Wie sich dieser Merlo sieben Jahre später zu Arras, bei Gelegenheit des Friedenskongresses, im Kampfe mit Pierre von Beauffremont produzierte, so war auch sein Auftreten in Basel nur eine der Etappen seiner durch die Lande gehenden Fahrt.

Zunächst wollte freilich der Basler Rat von der Sache nichts wissen und lud den Fremden ein, irgendwo sonst, nur nicht hier, zu fechten. Aber Merlo, der jedem Waffengenossen ohne weiteres den Gruß bot und den Kampf antrug, hatte schon seinen Gegner gefunden, in Heinrich von Ramstein, dem Sohne des frühern Bürgermeisters, und der Zweikampf konnte nicht mehr verhindert werden.

Um so sorgfältiger traf nun der Rat seine Anordnungen, um die Stadt zu sichern, im Gedanken an die zahlreichen Schaulustigen, deren Herbeiströmen aus der ganzen Gegend zu einer solchen Veranstaltung zu erwarten war. Er gab seine Befehle für Schließung und Behütung der Tore, vermehrtes Patrouillieren durch die Straßen, Ueberwachung des Rheins, Verwahrung der Sturmglocken, des Zeughauses usw. Das Gefecht sollte vor dem Münster, auf dem alten Turnierplätze der Basler Ritter, stattfinden. Als Tag wurde der 12. Dezember 1428, ein Sonntag, bestimmt.

Um die Arena zogen sich doppelte Schranken, zwischen denen dichtgedrängt fünfhundert Bewaffnete von den Zünften standen; dem Münster gegenüber erhob sich eine Tribüne, auf der eine glänzende Gesellschaft versammelt saß, dabei viele Herren, die sich in diesen Tagen der Badenweiler Streitsache des Grafen von Freiburg wegen hier zur Konferenz eingefunden hatten. Als Kampfrichter saß da der Markgraf; weiterhin der Rat der Stadt mit dem von Mathis Schlosser hochgehaltenen Banner.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/482&oldid=- (Version vom 1.8.2018)