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zu einer steinernen. So konnte es kommen, daß dem Enea Silvio Basel in einem Zuge gebaut zu sein schien, durchweg neu, nirgends durch Alter oder Hinfälligkeit entstellt. Womit er die ihm auffallende Wahrnehmung verband, daß in ihr auch keinerlei Spuren oder Baureste des römischen Altertums zu sehen waren. Aehnlich wurde sie auch durch Andre gepriesen. „La noble çibdat“, „une ville puissante et plantureuse“ wird sie genannt, „königlich“, „überaus schön und prächtig.“ Das saubere und stattliche Aussehen, die Lage, die Größe, dann das Behagen des Lebens, die Ordnung, der Reichtum ihrer Bewohner, — Alles machte den besten Eindruck, und die Vorstellung von ihr steigerte sich jetzt noch dadurch, daß sie viel mehr als bisher in aller Welt bekannt wurde, daß ihr Name in jedem Munde war. Das schöne Epitheton der Renaissance „inclyta Basilea“ ist ihr in diesen Jahren des Konzils gegeben worden; wir vernehmen es von Enea Silvio wie von Niccolo Piccinino.

Dem mächtigsten Element im Basler Stadtbilde, dem Rheine, widmen die Schilderer die erste Erwähnung. Für Enea Silvio ist der Rhein überhaupt der edelste der Flüsse. Wie er noch in späten Jahren davon spricht, daß in den vom Rhein durchströmten Gegenden die Blüte Deutschlands zu sehen sei, so macht er ihn auch jetzt, da er doch nur von Basel reden will, zum Gegenstand der eingehendsten Betrachtung; er begleitet seinen Lauf von den Quellen an, und von Schönheit erfüllt, mit merkwürdig sicherm und freiem Gefühl für das Charakteristische der Landschaft gegeben ist das Bild, das er vom Rheinland unterhalb Mainz entwirft. Was insbesondere am Basler Rheine den Fremden allen, nicht nur dem an die Lagunen gewöhnten Gatari, auffiel, war die Verbindung von Größe mit wilder Strömung. Der Fluß war mächtig genug für einen Weltverkehr, aber so reißend, daß keine Schiffahrt aufwärts möglich war.

Nun aber die Stadt selbst. Sie ist durch den Strom in zwei Städte zerlegt, deren kleinere an den fruchtbaren Breisgau grenzt, völlig in der Ebene liegt, von vielen Bächen durchströmt und rein gehalten, auch leidlich schmuck gebaut ist. Glänzender und großartiger stellt sich Großbasel dar, reich an schönen Gebäuden, zu Seiten eines Wildbaches, der allen Unrat fortführt, über zwei Höhen gelagert; mit wunderbarem Geschick sind hier die Unterschiede von Hügel und Tiefe ausgeglichen.

Die Straßen sind auch für italienische Begriffe nicht zu breit, dabei weder durch die häufigen Regengüsse ausgewaschen, noch durch die Wagenräder verdorben. Gerühmt wird ihr stattlicher Steinbelag.

Auch die Plätze werden gerühmt, die teils für die Märkte dienen,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/500&oldid=- (Version vom 1.8.2018)