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feierliche Exkommunikation der Bürgerschaft von Besançon, am 20. August 1434 aller Welt verkündet durch den Kardinal Johann von Rouen auf einem Gerüst neben dem Münsterportal u. dgl. m.

Die Berichte über diese Vorgänge, so protokollarisch unbelebt sie sein mögen, geben doch zum mindesten eine Ahnung nicht nur von der Massenhaftigkeit, sondern insbesondere auch von einer wunderbaren Farbigkeit der gesamten Erscheinung. Schon das Bild einer Versammlung in Weiß und Gold, wie es durch die Geschäftsordnung der Sessionen gezeigt wird, ist von hohem Reiz; jeder Einritt, jeder Aufzug funkelt in Farben. In Rot sind die Leute des Erzbischofs von Trier, in Blau und Grün diejenigen des Bischofs von Metz gekleidet; das Gefolge des Großmeisters von Rhodus trägt Himmelblau mit roten und weißen Streifen; aber die Gesandtschaft der Stadt Neapel geht ganz in Schwarz, zum Zeichen der offiziellen Trauer um die vor kurzem gestorbene Königin Johanna.

Neben diesen Veranstaltungen, die vergehend und wiederkehrend die reichgefüllte Welt des Konzils in feierlichem Rhythmus bewegen, finden wir vereinzelte Vorfälle besonderer Art, die unsre Aufmerksamkeit fesseln. So das am Epiphaniastag 1435 speziell durch die Spanier arrangierte Turnier- und Tanzvergnügen, von dem Gatari redet. Ob die Florentiner auch hier ihren San Giovanni feierten, wie einst in Konstanz, erfahren wir nicht. Aber eine von eigener Weihe umgebene Szene muß das Requiem für Kaiser Sigmund gewesen sein, durch das Konzil am 27. Januar 1438 im Münster begangen. Und etwas für Basel Neues jedenfalls die Feier der Vermählung des Herzogs Wilhelm von Baiern mit Margaretha, Tochter des Herzogs Adolf von Cleve, im Mai 1433. Seinem Protektor zu Ehren versammelte sich das Konzil am 11. Mai im Münster; vor dem Portal geschah die Desponsation des Paares durch den Kardinal von Bologna, dann wurden sie in den Chor hinauf geleitet, hier inthronisiert und gesegnet. Sieben Kardinäle, zwei Patriarchen, zahlreiche Konzilsväter wohnten der Zeremonie bei. Acht Tage darauf waren die Prälaten des Konzils bei den Neuvermählten zu Tisch geladen.


Das Konzil war sofort in einen Gegensatz zum Papste getreten. Sein Ziel war Ausführung der in Konstanz aufgestellten Sätze, die darauf ausgingen, die absolutistische Kirchenverfassung in eine konstitutionelle umzuwandeln. Es vertrat eine Anschauung von Superiorität des Konzils, die durch den Papst unmöglich anerkannt werden konnte.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/518&oldid=- (Version vom 1.8.2018)