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Tischgeräte, der Zimmereinrichtungen durch Enea und Gatari, die Ausschmückung der Karthause mit reichster Glasmalerei. Wohl aber ist an die Neuerungen zu erinnern, die um diese Zeit auf dem Gebiete der Weberei sich bemerkbar machen, ferner an die Einführung der Papierindustrie, endlich an das Auftreten eines neuen mächtigen Stiles in der einheimischen Malerei.

Der Natur der Sache nach ging diese Influenz durch zahllose Kanäle in allen Richtungen, auf den verschiedensten Stufen, vom großen Bankier des Hauses Medici bis herab zum kleinsten Bildweber.

Was aber auf diesem Gebiete geschah, geschah zur selben Zeit und in ähnlicher Weise auf allen andern Gebieten. Nicht allein als Wirken einzelner Menschen, sondern zugleich und durch sie hindurch als Wirken dessen, das hinter ihnen stand. Man sah und hörte in Basel täglich alle Welt.

Vergegenwärtigen wir uns die Beziehungen, die Anregungen, die so jahrzehntelang und durch die ganze Stadt hindurch stattfanden. Nicht aus der Kraft einzelner Großer heraus nur, schon in dem alltäglichen Zusammenleben der Fremden mit ihren Gastgebern und Mietsherren vollzog sich eine allmächtige Wirkung. Was hiebei die Basler an Kenntnis und Beurteilung andrer Länder mit ihrem Leben und Können, neuer Menschen, fremder Vorgänge erwerben konnten, ist nicht zu ermessen. Und daneben trat nun die Wirkung der in nächster Nähe geschehenden Konzilsereignisse selbst, des Schauspiels dieser Weltversammlung, dieses leidenschaftlichen Bemühens um Rechte und Lehren der Kirche, dieses Kampfes der großen Gewalten. In den Kundmachungen des Rates wie in den wenigen chronikalischen Aeußerungen jener Zeit tritt zutage, wie bewußt der Stadt das Universale, Einzigartige dieser ganzen Veranstaltung war. Es ist bemerkenswert, daß die Geschichte Basels in diesem Jahrzehnt außer dem Konzil nichts von politischer Bedeutung aufzuweisen hat. Das Konzil absorbierte tatsächlich die stärksten Kräfte und Interessen. Um so mächtiger mußte das Bildende, Erziehende dieser Zeit sein.

In solcher Weise entstand dasjenige, was wir als geistiges Ergebnis, als Gewinn Basels anzusehen berechtigt sind. Zu beweisen ist hier nichts; es handelt sich darum, an solche Einflüsse zu glauben.

Am nächsten liegt die Annahme, daß das am Konzil Erlebte auf die Behandlung kirchlicher und religiöser Fragen eingewirkt habe; ein Ergriffenwerden, ein erneutes Nachdenken über die irdische Form der Offenbarung göttlicher Dinge muß bei Manchem die Folge gewesen sein.

Andrer Art waren die Kräfte, die von den beim Konzil weilenden Humanisten ausgingen. Wir erinnern an Cesarini, an den Mailänder

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/536&oldid=- (Version vom 1.8.2018)