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in articulo mortis. Hungersnot, Kriegsgefahr, Pest bedrängte zu gleicher Zeit die Stadt.

Das Unglück begann damit, daß die 1437er Ernte mißriet. Wie wichtig für Basel die Kornfrage war, erfuhr die Stadt jetzt aufs neue; sie sah sich für ihren Bedarf größtenteils auf fremden Boden angewiesen, sodaß die Angelegenheit jeweilen auch ihre politische Bedeutung hatte. In diesem Moment starker Uebervölkerung der Stadt war die Lage eine kritische. Schon im September 1437 hatten sich die Stadt, das Konzil, der Markgraf von Röteln und die Herrschaft Oesterreich darüber beraten, wie einer Teurung zu begegnen sei, und ein Ausfuhrverbot erlassen. Seit Frühjahr 1438 wurde nun aber in Basel die Teurung spürbar, und da überdies die Witterung sehr schlecht war, mit unaufhörlichen Regengüssen, mußte auch für das laufende Jahr eine Mißernte befürchtet werden. Der Rat tat Alles, um eine Katastrophe zu verhüten. Er bestellte eine Spezialkommission für die Versorgung; er ließ bei den Klöstern und großen Grundbesitzern Umfrage nach ihren Kornvorräten halten; er begann den Bau eines Kornhauses. Die Ausfuhr von Korn wurde untersagt; als Mathis Grünenzwig Einem Geld lieh, um hier Korn zu kaufen und hinwegzuführen, war eine halbjährige Verbannung seine Strafe. Wohl aber behielt sich der Rat vor, Befreundeten und Angehörigen je nach Umständen auch Korn hinauszugeben; solche Begehren liefen häufig und bald immer häufiger und dringender bei ihm ein: von der Stadt Waldshut, von der jungen Frau von Pfirt für ihre armen Leute, von Hans von Ramstein für die Seinen, vom Knecht auf der Wasserfalle usw.

Andrerseits nahmen die Fruchtankäufe der Stadt stets zu, und da sie das Korn unter ihren eigenen Kosten wieder verkaufte, erlitt sie starken Verlust. Aber die Ankäufe im Ausland stießen auf Schwierigkeiten. Straßburg untersagte den Baslern, in seinem Gebiete Korn zu kaufen. Auch Oesterreich hatte schon am 4. September 1438 ein Ausfuhrverbot erlassen und als Basel um guter Nachbarschaft willen dennoch Korn zu erhandeln wünschte, antworteten ihm die Amtleute, daß Solches, auch wenn sie wollten, gar nicht geschehen könnte, indem alle Kornkästen im Lande leer stünden. Diese Unwahrheit, die sich nach kurzem herausstellte, wurde in Basel bitter empfunden und durch den Rat im Buche der Stadt ausdrücklich angemerkt, damit man sich bei Gelegenheit daran erinnere. So mußte Basel seine Nahrung in der Ferne suchen, in Nürnberg, in Ulm, in Speier und Worms. Aber dann war noch der weite Transport eine schwere Sache; allenthalben fand man Uebelwollen; Herren

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/539&oldid=- (Version vom 1.8.2018)