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écorcheurs, Schinder. Denn Frankreich selbst und die angrenzenden burgundischen Gebiete litten entsetzlich unter ihnen, unter dem kleinen Kriege, den diese entmenschten Rotten überall im Lande neben dem großen Nationalkrieg betrieben hatten und jetzt um so freier und ruchloser betrieben, da jener zu Ende war und sie nicht mehr beschäftigte. Der König mußte trachten, sich ihrer zu entledigen, diese „verdorbenen Säfte aus dem Körper des Reiches abzuleiten.“

Eine Gelegenheit hiezu bot sich ihm durch den Hilferuf Oesterreichs.

Der Versuch, gegen die Eidgenossen die Unterstützung fremder Kräfte zu gewinnen, war durch die Herrschaft schon wiederholt gemacht worden. Beim Herzog von Burgund vielleicht schon im Herbst 1442, anläßlich der Anwesenheit Friedrichs in Besançon, und jedenfalls dann im Juni 1443 durch die Vermittlung Peters von Mörsberg, den der Landvogt Wilhelm mit einem Hilfebegehren zum Herzog sandte. Philipp hatte abgelehnt. Da wendete sich Friedrich im August 1443 an Frankreich mit jenem vielberufenen Briefe, dem ein ähnlicher des jungen Herzogs Sigmund beilag.

Aber auch König Karl gab noch ausweichende Antwort; erst im Sommer des folgenden Jahres kam das unheilvolle Werk zu Stande. Die Bedrängnis Zürichs, das Blutgericht von Greifensee, dazu die drohende Unruhe der Ritterschaft selbst zeigten der Herrschaft den Ernst ihrer Lage. Da tat sie den Schritt bei Frankreich nochmals, drängender als zuvor. Im Juni 1444 ritten Hans von Rechberg und Burchard Münch im Aufträge Friedrichs zu König Karl und brachten ihm die Bitte ihres Herrn um Hilfe. Jetzt kam dieses Gesuch gelegen, und Karl sagte die Hilfe zu.

Verschiedene Erwägungen führten im Rate des Königs zu diesem Entschlusse. In erster Linie der schon genannte Wunsch, die furchtbare Last des Kriegsvolkes vom Lande abzuwälzen. Sodann gab nicht nur der Hilferuf Oesterreichs einen plausibeln Vorwand für eine solche Expedition, sondern auch das zur gleichen Zeit einlangende Begehren des Herzogs von Lothringen, ihm gegen Metz beizustehen. Weiterhin mögen Mahnungen oder gar Aufträge Roms gekommen sein; der Dauphin wurde durch Eugen zum Bannerträger der römischen Kirche ernannt; in Basel selbst, bei unterrichteten Leuten vom Schlage Offenburgs, stand die Meinung fest, daß der Zug des Dauphin gegen Basel durch den Papst angestiftet worden sei und dem Konzil gegolten habe. Endlich aber wirkte die alte Vorstellung von der Ausdehnung französischer Macht bis zum Rheine; das in den siegreichen Kämpfen der letzten Jahre mächtig gehobene Nationalgefühl ergriff gerne die Gelegenheit zur Eroberung. Zwei Expeditionen wurden gerüstet. Die Führung der lothringischen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 549. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/568&oldid=- (Version vom 3.8.2019)