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Der Antrieb war, wie es scheint, von Bern ausgegangen. Basel zeigte weniger Neigung, und der Mangel an Einverständnis zeigte sich schon auf dem Marsche. Schloß und Dorf Schwörstadt wurden durch die Berner wider der Basler Willen verbrannt, und die Letztern retteten nur mit Mühe Beuggen. Das Lager vor Säckingen schlug man an unrichtiger Stelle auf, versäumte die Ueberwachung des Rheines, sodaß den Belagerten ungehindert Proviant und Mannschaft zugeführt werden konnte. Bern scheint bei alledem seine eigenen Pläne und die Führung des ganzen Unternehmens in der Hand gehabt zu haben. Es mahnte seine Eidgenossen in den Landen, ihm zuzuziehen; die Vorstellungen der im Kriege mit Zürich Beschäftigten halfen nichts, Bern beharrte auf seiner Mahnung. So trafen am 1. Oktober noch mehrere hundert Mann aus Luzern, Schwyz und Uri vor Säckingen ein. Sie nahmen ihre Stellung auf dem linken Ufer, die Hauptmacht lagerte an der Bergseite. Aber nichts geschah. An der Zwietracht der Verbündeten scheiterte das Ganze. Die Beschießung hatte gute Wirkung an den Mauern getan, und Basel schlug nun vor, die Stadt im Sturme zu nehmen. Da weigerten sich die Berner. Die Basler verlangten, daß man sie allein stürmen lasse; die Andern sollten unterdeß die Geschütze bewachen. Aber auch hierauf ging Bern nicht ein; es verlangte heimzuziehen, trat sofort den Rückmarsch an, und im Zorne wichen auch die Basler. Wäre Luzern nicht gewesen, man hätte die Büchsen im Felde stehen lassen.

Am 8. Oktober trafen die Basler wieder zu Hause ein, wo diesem schmählichen Mißerfolg bald ein wirklicher Unfall folgte.

Am 27. Oktober Vormittags zeigte sich vor Kleinbasel, nahe den Mauern, ein feindlicher Trupp. Es waren Reiter aus der in Neuenburg liegenden Garnison. In Basel wurde Sturm geläutet. Ohne Befehl des Rates, ohne Zutun der Hauptleute sammelte sich ein Haufen von Bürgern, zu Fuß und beritten, und stürmte in Waffen hinaus, stürmte weiter, von dem langsam weichenden Feinde gelockt, bis Riehen, wo dieser sich plötzlich wendete und über die Verfolger herfiel. Diese erschraken; Widerstand wurde kaum geleistet. Viele konnten sich durch die Flucht retten, die Uebrigen wurden niedergemacht, unter ihnen angesehene Leute wie Burchard Ziegler, Andreas Falkner, der Wirt zum goldenen Kopf Claus Wartenberg. Auch das Geschütz, das man beim Ausfall mitgenommen hatte, ging verloren. Als die städtische Hauptmacht, die sich inzwischen gesammelt hatte, eintraf, war Alles zu Ende; sie konnte nur die Toten und Verwundeten holen.

Dieser Vorfall, an sich nicht bedeutender als andre Ereignisse dieses Krieges, war von Wichtigkeit, weil er die Ueberzeugung, im Stadtregiment

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 584. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/603&oldid=- (Version vom 1.8.2018)