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zu Ende war. Die Schützen von Basel zogen fröhlich zum Schießen nach Ulm. Man lernte wieder im Frieden zu leben.

Auch jedes der Abkommen, durch die Basel sich in diesen Monaten mit einzelnen Gegnern abfand, beseitigte wieder ein Stück Feindschaft. Es waren nicht die Großen, mit denen paktiert wurde; für diese sollte das Recht in Colmar gefunden werden. Aber kleinere Einzelhändel wurden so beglichen, mit Hans Spar, mit Bösehans, mit Lang Konrad, mit Georg von Geroldseck und manchen Andern. Bis zum März 1448 waren diese Vergleiche in der Hauptsache durchgeführt. Es fehlte nur noch, daß auch die große Streitsache beigelegt wurde.


Bevor es aber hiezu kam, trat eine neue Verwicklung ein.

Die Stellung der Stadt Rheinfelden war durch ihr Bündnis mit Basel befestigt worden; aber der Streit, ob sie zum Reich oder zu Oesterreich gehöre, dauerte weiter. Der Pfalzgraf und der Mainzer Erzbischof nahmen sich der Sache an. 1446 fanden Verhandlungen statt, die aber keine Klarheit und kein Ende brachten; andere Sprüche folgten 1447. Im Februar 1448 wiederholte Friedrich seinen Befehl an die Stadt, dem Herzog Albrecht zu huldigen; die Stadt wendete sich dagegen an die Kurfürsten. Sie klagte über den König und sprach ihren Willen aus, beim Reiche zu bleiben; sie bat, sie hiebei zu schützen. Gesandte des Königs kamen nach Rheinfelden; von Bern, von Luzern trafen Warnungen ein, daß der Herzog Uebles plane. König Friedrich lud seinerseits die Stadt vor das Kammergericht; aber das Gericht vertagte seinen Spruch, und ehe der Termin des letzten Aufschubs abgelaufen war, trat die Katastrophe ein.

Am 23. Oktober 1448 wurde Rheinfelden durch Hans von Rechberg und seine Helfer eingenommen. Sie kamen als Pilger verkleidet zum Stadttor, zahlten ihren Zoll; während das Tor offen stand, landete ihre auf verdeckten Schiffen gekommene Mannschaft; die Wache wurde niedergemacht, die Stadt überrascht und bewältigt. Unter den Rufen: „Hie Rechberg! Retta Grünenberg!“ stürmten sie mit gezogenen Schwertern durch die Gassen. Wer sich zur Wehre setzte, wurde erstochen; Ratsherren und Vornehme warfen sie in die Gefängnisse; die Uebrigen zwangen sie zu schwören, daß sie innert Fristen sich zur Haft stellen würden. Einige Bürger hatten sich durch die Flucht retten können, andere waren auf dem Herbstmarkt zu Liestal abwesend. Weiber und Kinder aber wurden aus der Stadt getrieben. Dann kam die Plünderung. Nur die Anhänger Oesterreichs blieben verschont.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 592. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/611&oldid=- (Version vom 1.8.2018)