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Linien, bis zur Kathedrale, die als stolze Burg des Herrn die Stadt und den Strom beherrscht.

Sodann die zahlreichen Profantürme. Sie stehen an Straßenkreuzungen oder in den Mauerzügen älterer Befestigungen, inmitten der Holzstadt als Steingefüge um so mächtiger wirkend, mit ihrer trotzigen Wucht die Gassen verdunkelnd. Das sind die Wicburgen, von denen im zwölften Jahrhundert die Rede ist, sind die „guten Häuser mit den wenigen und kümmerlichen Fensterlein, des Lichts entbehrend“, die ein Kosmograph der rudolfinischen Zeit spottend als Denkmale der frühern, rauhen und bedürfnislosen Zeit aufführt. Lallos Turm, mehrere rote Türme, der Turm Schalon, Krafts Turm, Schlegels Turm, Marschalks Turm, der Turm Löwenberg und manch andere gehören in diese Reihe. Es sind Wohnungen edler Ministerialen, Geschlechtertürme von der Art jener, die noch heute dem Bilde mancher italienischen Stadt unvergleichlichen Reiz geben. Aber das Verbot der Wicburgen 1180 machte dem Entstehen solcher Wohntürme ein Ende; das Wachstum des städtischen Wesens, dazu die Ausbildung feinerer Lebensart ließen auch die alten Türme langsam verschwinden. Sie wurden, wenn nicht beseitigt, doch der Zeit angepaßt, in moderne Häuser umgebaut. Aber noch lange hielten Haus- und Geschlechtsnamen die Erinnerung an dies eigenartige Wesen fest.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)