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immer mehr ins Leidenschaftliche und Verbitterte getrieben. Wie glänzend lag die Vergangenheit seiner Ahnen ausgebreitet! Vor diesem Bilde vermochte Peter von Andlau in seinem Monarchenbuch auch jetzt noch den erlauchten Adel der Tiersteiner zu preisen, der sie den Habsburgern und den Zollern gleichstelle. Aber es war eine Verherrlichung, die ihnen heute nur noch wehe tun konnte. Graf Wilhelm lebte von Sold in der Ferne; Graf Oswald, in Unternehmungen und Hader aller Art ruhelos umgetrieben, mußte sich schon bei Lebzeiten durch Solothurn beerbt fühlen. Freilich immer wieder, Kraft seiner Persönlichkeit, erzwang er sich Erfolge; aber er vermochte sie nicht festzuhalten. Dreimal erhob ihn Österreich auf die Landvogtei; jedesmal brachte er selbst sich, zum Teil nach kürzester Frist schon, um Würde und Ehre.

Wie er zu streiten pflegte und wie ihm schließlich, wenn die Rechtsgründe versagten, beizukommen war, hatte Basel schon früher erfahren. Es wußte auch, daß jederzeit die Anfeindungen, die es von ihm erlitt, zum Teil auf Anzettelungen Solothurns zurückgingen.

Diesmal faßte Oswald Basel bei der Sisgauer Landgrafschaft. Der Rat hatte sie im Jahre 1461 mit der Herrschaft Farnsburg zusammen erworben, aber den Besitz sich nie durch einen Konsens des Bischofs als des Lehnsherrn gefestigt. An dieser Stelle war die Schwäche seiner Position.

Schon 1474 hatte Oswald seinen Angriff hierauf gerichtet und den Bischof um die Leihung der Landgrafschaft angesprochen. Jetzt nahm er diesen Anspruch wieder auf im letzten Jahre Johanns von Venningen; als dieser ablehnte, suchte er die Leihung vom Kaiser zu erlangen. Den Entscheid nicht abwartend griff er ungeduldig in Basels Rechtsübung ein und richtete über einen in Büren geschehenen Todschlag, als ob er der Landgraf wäre. Basel sah sich nach Hilfe um, bei dem Verkäufer Farnsburgs und der Landgrafschaft Thomas von Falkenstein mit dem Begehren um Beibringung von Dokumenten, dann bei den Eidgenossen, bei Bischof Johann, bei Erzherzog Sigmund, bei Markgraf Rudolf. Überall machte es seine Gewere geltend und klagte über des Grafen Eingriff. Aber der Bischof verhielt sich reserviert, der Markgraf und die Eidgenossen rieten zum Frieden. Nur Solothurn zeigte ein entschiedenes Benehmen. Ganz vorbehaltlos trat es für seinen Bürger Oswald ein, so daß der Basler Rat darüber sich besprach, ob er sich nicht zu Solothurn einen Anhang wider Oswald verschaffen könnte. Auf einer Konferenz in Zürich kam es zu Beschimpfungen des Basler Bürgermeisters durch Oswald, und Solothurn selbst schrieb Basel erregte Briefe mit Drohungen; wenn Basel nicht von

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/133&oldid=- (Version vom 22.8.2016)