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Aber auch jede Zunft als solche hat ihr Arsenal, mit dem sie bei Gelegenheit aushelfen kann, das sie in Stand hält, nach Bedarf erneuert und vermehrt, und wo neben Harnischen und Waffen die Zelte nicht fehlen. Wie ansehnlich einzelne dieser Rüstkammern waren und wie mit der allgemeinen Entwickelung auch sie sich änderten, zeigen die Inventare.

Mächtiger war der Waffenbesitz der Stadt selbst. 1361 hatte sie im Rathause hundertfünfzehn Geserfe, hundertzweiundfünfzig Panzer, hundertsechsundvierzig Waffenröcke, hundertdreiundvierzig Armbrüste usw. liegen. Hochbewegte Zeiten folgten, deren Wirkung wir auch an diesen Waffenverzeichnissen der Stadt wahrnehmen. 1415 besitzt sie zweihundertfünfzig Geserfe, hundertvierundsechzig Panzer, dreihundertvierundzwanzig Armbrüste, hundertachtundneunzig Schilde und Tartschen, sechzigtausend Pfeile ohne die alten, zweihundertfünfzig Feuerpfeile usw. All das lagert im Rathause. Auch die Panzer sind dabei, die der Rat 1409 in Frankfurt gekauft hat. Später bezieht er die Rüstungen aus Nürnberg. Bis er zu Ende des Jahrhunderts sich von dieser fremden Produktion frei zu machen sucht durch Anstellung städtischer Härnischer (Panzermacher Haubenschmiede) und Einrichtung von Draht- und Baliermühlen für diese. Der Beachtung wert ist die große Zahl der Armbrüste, die der Rat besitzt. Mit ihnen sind seine Söldner ausgerüstet. Die Edelleute, die hier Bürgerrecht, und Diejenigen, die ein gutes Amt erhalten, haben der Stadt eine Armbrust zu liefern oder ihren Wert in bar. Ein städtischer Armbruster, vom Rate bestellt, hält diese Waffen in Stand.

Von Beginn des XV. Jahrhunderts an, durch die lange Reihe der wöchentlichen Rechnungen hindurch, lassen sich die nie ruhenden Ausgaben des Rates für sein Kriegsmaterial verfolgen. Geradezu eine städtische Manufaktur begegnet uns in der beständigen Vereitung von Pulver, in der Anfertigung von Pfeilen u. dgl. und dem häufigen Verkauf solchen Materials an Städte Adlige Eidgenossen. Einzelheiten von Belang sind der 1498 erwähnte Schwert- oder Sichelwagen, sowie das große Staatszelt der Republik, ein reich und zierlich ausgestattetes Gebäude mit buntbemaltem Glockenhause darauf, mit Eisenwerk und funkelnden Knöpfen; 1417, dann wieder 1453 macht der Rat dafür beträchtliche Aufwendungen.

Das Wichtigste waren doch die gewaltigen Schleuder- und Schießwaffen. Ihre früheste Art die Springolfe und Gewerfe zum Schleudern von Pfeilen oder Steinen. So jenes 1365 gebaute „herrliche“ Gewerf, zu dessen Transport vierundzwanzig Wagen und hundertvierundvierzig Pferde nötig waren. 1369 liehen es die Basler dem Herzog Leopold zur Belagerung

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/320&oldid=- (Version vom 24.10.2016)