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Schützen, die Basel 1364 nach Grandeviler und Straßburg, 1369 vor Hericourt, 1374 vor Falkenstein sandte, ist vielleicht an Armbrustschützen zu denken. Büchsenschützen dagegen finden wir zu Beginn des XV. Jahrhunderts hier sicher bezeugt, und die achtundsechzig „stabbüchsen“, die 1415 im Rathause lagerten, waren wohl Handrohre. Bei den Wachtordnungen der 1440er Jahre sodann spielen die Büchsenschützen eine große Rolle; ringsum auf den Türmen und Mauern sind sie postiert, und dies wiederholt sich beiden Rüstungen der Burgunderzeit, wo außer auf den Ringmauern die Schützen auch auf der Pfalz stehen. Ebenso 1499, 1518, 1531. Dazu kommt ihre in vielen Röteln bezeugte Teilnahme an den Auszügen.

Die militärische Wichtigkeit der Armbrust und noch mehr der Büchse war so groß, daß der Rat die Träger dieser Waffen nach Möglichkeit förderte. Schwert und Spieß konnte Jeder führen; hier aber war das Erfordernis besonderer Kunst und Fertigkeit. Um dieser willen hob der Rat die Schützen aus der Allgemeinheit der bewaffneten Bürgerschaft als eine Elite heraus, hielt sie zu unablässiger Übung im Gebrauch ihrer Waffen an, schenkte ihnen eine Pflege, die sowohl Unterstützung als Beaufsichtigung war. Auf diesem Weg entwickelte sich der fast offiziell zu nennende Charakter dieser Schützengesellschaften; in eigentümlicher Weise die Mitte haltend zwischen militärischer Truppe und freiem bürgerlichem Verbande wurden sie zu einem integrierenden Teil des öffentlichen Wesens.

Daher die Verpflichtung des städtischen Armbrusters, den Schützen ihr Schießzeug in Ordnung zu halten. Daher die Beschenkung der Schützen durch den Rat mit Hosen, zuweilen auch mit Wein. Diese Hosengaben geschahen ursprünglich in natura, im XV. Jahrhundert in Geld und wurden anfangs nur den Armbrustschützen, seit 1466 sowohl ihnen als den Büchsenschützen in geregelter Weise zu Teil, je im Betrage von zwölf Gulden im Ganzen für die vom Georgstag bis zum Gallustag währende Schießzeit, bis im XVI. Jahrhundert auch hier die Freude am weiß und schwarzen Tuch erwachte und die Spendung solchen Tuches, verschwenderisch, ballenweise, an die Stelle des Hosengeldes trat.

Auch die Zuweisung offizieller Schießplätze gehört hieher. Seit dem XIV. Jahrhundert hielten die Armbrustschützen ihre Übungen auf dem Petersplatz, wo ihnen der Rat Scheiben und Schießrain unterhielt; auch von einem Schützendächlein auf Rädern ist dort die Rede, dann von Schützenhaus und Schützenstube. Den Büchsenschützen dagegen wurde ein Schießplatz im innern Stadtgraben bei St. Leonhard eingerichtet, mit Schießrain Scheiben und Einschränkung. Schon zu Beginn des XV. Jahrhunderts finden wir sie dort

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/332&oldid=- (Version vom 10.11.2016)