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Die großen Mächte, die auf Basels Politik wirkten, — das deutsche Reich, Österreich, die Eidgenossenschaft, Burgund, Frankreich — hatten dies bis jetzt gesondert oder in vereinzelten Konflikten getan. Jetzt erhoben sie sich alle auf einmal, traten zu gleicher Zeit miteinander und gegeneinander auf; in wechselnden Gruppierungen und Richtungen bewegte sich die gesamte ungeheure Kraft dieser Massen.

Mitten in dieser großen Bewegung stand Basel. Auch jetzt wieder, aber stärker als je zuvor, empfand es die weltgeschichtliche Bedeutung seiner Lage. Wenn diese oberrheinischen Gebiete als der Rosengarten Österreichs galten, aber auch als Eingang und Schlüssel deutscher Nation, so war Basel den Eidgenossen Tor und Bollwerk ihrer Lande. Die Stadt lag zwischen der Gebirgswelt und der Rheinebene. Und an eben dieser Stelle auch trafen sich die Gegensätze deutsch und wälsch. Seit langem schon bewegten sie das Dasein des Oberrheins; jetzt, da Burgund selbst hier Herr wurde, traten sie ernster als je hervor und gaben Allem, was kommen mußte, seine größere Bedeutung.

Ganz unmittelbar und in der vordersten Linie empfing Basel alle diese Wirkungen. Seit Alters die Szene für das bewegteste Leben des Weltverkehrs, wurde die Stadt in diesen Jahren der Ort merkwürdig gedrängten und gefärbten Treibens, eines permanenten politischen Kongresses so gut als eines stets neu sich füllenden Kriegslagers. Neben den Ratsherren der elsässischen Städte, neben dem gefürchteten Landvogt Hagenbach und den Beamten Burgunds, neben Niclaus von Diesbach, Heinrich Göldlin, Heinrich Hasfurter und den andern großen Häuptern der Eidgenossenschaft kamen und gingen hier Kaiser Friedrich, die Fürsten von Österreich und von Lothringen, Gesandte König Ludwigs und des Mailänder Herzogs, städtische Milizen, Söldner, Freischaren, ein mannigfaltiger Adel deutscher und wälscher Lande, und zwischen all der lauten und oft derben Weltlichkeit der bewegliche Klerus, von Kardinälen und päpstlichen Legaten bis zu den Geschichtsschreibern Thomas Basin und Johann Knebel und dem das Neueste bringenden Bettelmönch.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/72&oldid=- (Version vom 5.7.2016)